Seltsame Sinnsuche
Olga Grjasnowas neuer Roman spielt in Berlin, auf Gran Canaria und in Israel. Die jüdische Familie der Protagonistin Lou ist aus den ehemaligen Sowjetrepubliken geflohen und lebt zum Großteil in Israel, sie aber mit Mann, Kind, Mutter und einer furchtbaren Schwiegermutter in Berlin. Wie die meisten ihrer Art, haben sie nicht viel mit der jüdischen Religion am Hut. Nun wird ihre Großtante 90 und lädt in ein heruntergekommenes Hotel auf Gran Canaria ein. Was der Klappentext als zynisch und wild beschreibt, kam mir eher lethargisch und langweilig vor. Nur der Alkoholkonsum ist auf dem Titelbild hübsch dargestellt. Leider fand ich die Figuren allesamt nicht besonders intensiv gezeichnet und durchweg unsympathisch. In ihrer Suche nach Wahrheiten, nach der Vergangenheit und nach der Zukunft ihrer Ehe, reist Lou nach Israel. Aber ihre Reise wirkt verfahren, ihre Ziele schwammig und sie lässt sich treiben. Ihre Familie vor Ort hat das Aussitzen und Schweigen in unheilvoller Kombination mit allzu schnellem Beleidigtsein zur Tradition gemacht und die Großtante erfindet ihre Geschichte von mal zu mal neu. Was stimmt und was bildet sie sich ein? Als Leser*in bleibt man ratlos zurück und man fühlt sich unterm Strich mit Belanglosigkeiten konfrontiert, während die wichtigen Dinge unausgesprochen bleiben.