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kaffeeelse Avatar

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Eine Familie. Eine jüdische Familie. Ein Blick auf das Gestern und das Heute. Ein Blick auf die Herkunft. Ein Blick auf dieses „Was sind wir?“. Gerade wenn man sein Leben nicht auf jüdischem Brauchtum und jüdischem Selbstverständnis aufbaut und dennoch jüdisch ist. Was bedeutet das im Jetzt? Ein Blick auf eine Ehe. Ein Blick auf das Gute und das Schlechte, das in dieser Verbindung liegt. Und ein Blick auf Familienkonstellationen, auf innerfamiliäre Zerwürfnisse. Ein Blick auf die Ehrlichkeit und auf die Lügen, die es nun einmal gibt im zwischenmenschlichen Agieren. Denn wer hat immer den Mut zur Ehrlichkeit, eine Ehrlichkeit, die halt manchmal auch weh tut?!?! Man sollte ehrlich sein. Ich weiß. Aber manchmal ist schon ein "Guten Tag." einfach mal nicht so gemeint. Sondern nur eine Höflichkeit, eine Floskel und manchmal auch eine Lüge.

Also eine immens interessante Gemengelage. Und von dieser Grundkonstruktion heraus könnte man meinen, dass mir das Buch gefallen müsste. Die thematische Auswahl hat mir auch gefallen. Aber nicht die Art der Darstellung. Und irgendwie hat mir auch die erzählende Stimme, die erzählende Protagonistin, Lou, nicht zugesagt. Irgendetwas an ihrer Betrachtung, an ihrer Person ist mir sauer aufgestoßen. Sehr sauer. Was irgendwie schade ist!

Wie der Titel schon sagt, begleiten die Lesenden Lou über drei Monate. Der Juli ist in Berlin angesiedelt und zeigt Lous Familie, Lous Ist in ihrer Welt. Und ebenso auch Lous Unzufriedenheit. Vielleicht schon der erste Punkt für mein innerliches Sträuben. Der Blick auf die Tochter und ihren Blick auf die Vergangenheit, ihre Frage nach der Vergangenheit, hat mir wieder sehr gefallen. Dann geht es nach Gran Canaria im August und die familiären Zerwürfnisse stehen zentral. Auch interessant gemacht. Im September geht es für Lou nach Israel, um Nachforschungen zu betreiben, um ihre Sicht auf die Familie zu festigen, neu zu ordnen und auch um sich selbst zu sortieren. Auch hier lässt mich Lou wieder etwas Grummeln. Aber diese Suche im September ist nicht schlecht zu benennen. Dennoch entbrenne ich nicht für das Buch. Warum? Eine Frage, die ich nicht richtig beantworten kann. Das Nicht Auserzählte stört mich etwas, aber nicht so massiv, dass ich es als Grund anbringen könnte. Die Hauptperson, die Erzählstimme Lou ist definitiv kein Wohlfühlcharakter für mich, aber eben auch nicht der Hauptgrund für mein Empfinden. Die Gliederung des Romans in diese drei Monate mit den verschiedenen Plätzen der Handlung zerreißt für mich irgendwie den Erzählfluss, aber auch das kann ich nicht als den Grund schlechthin für das Nicht Genießen können des Buches benennen. Ich weiß es schlussendlich nicht genau. Vielleicht ist es eine Mischung aus allem. Ist irgendwie anzunehmen.

Denn die Thematik des Buches ist eigentlich ein Burner für mich. Nur leider konnte ich hier nicht brennen. Was ich schade finde! Denn das Buch „Der verlorene Sohn“ war richtig gut und ich hatte gehofft eine ebenso inspirierende Lesereise vorzufinden.

Wie so oft bei den Künsten. Dieser Eindruck hier, mein Eindruck eben, ist nur mein Blick. Anderen Lesern hat dieses Buch hier sehr gefallen. Mir nicht. Ich vermute, dass dieses Buch, oder die Erzählstimme in mir etwas triggert und so meine Wahrnehmung beeinflusst. Anders kann ich es mir nicht erklären. Denn rein thematisch gesehen müsste ich brennen. Einfach schade!