Passabel, reicht aber nicht an das Debüt

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jazzhero Avatar

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Leider verspricht "June" nicht das, was es verspricht. Intrigen ja, aber nicht im mindesten so faszinierend wie in "Bittersweet", ihrem Debüt.
Der erste Abschnitt plätscherte nur so dahin. Wenn man allerdings nach den ersten Kapiteln endlich verstanden hat, um was es geht, geht es rasant voran mit dem Lesen, wobei ich denke, dass die ersten Kapitel sicherlich auch innerhalb von wenigen Zeilen hätten zusammengefasst werden können...
Inhaltlich empfand ich einige Szenen als unrealistisch. Beispielsweise kannten sich Tante und Nichte ein Leben lang nicht und schließen sich direkt nach der Begrüßung in die Arme... Zudem, dass ein Erwachsener noch immer die Masche "Ich mache sie einfach eifersüchtig" spielt...aus reinem Egoismus...das empfinde ich einfach als unterste Schublade und kindisch. Vor solch einem Mann würde ich eher wegrennen statt in seine Arme zu fallen. Ich träume nicht von solch einem Mann.
Der Schreibstil ist sehr malerisch, ausführlich beschreibend. Doch leider ist es inhaltlich zu platt, Beverly-Whittemore bemüht sich sogar sehr, aber es reicht nicht annähernd an "Bittersweet" heran.
Insgesamt fand ich die Geschichte um 2015, also die Enkelin von June, Cassie viel interessanter als June (1955) selbst, um die es hauptsächlich geht. Allerdings ist der Abschnittswechsel zwischen 2015 und 1955 mit der Spannungserhaltung sehr gut gelungen.