Wie der Titel, so der "Roman"

Der nebulöse Titel ist unterzeichnet mit der nicht zu übersehenden Ansage, daß den Leser eine "beeindruckende Familiengeschichte" erwartet. Nach emsigem Suchen in der Exposition der "Roman"handlung ist davon nichts zu finden. Vielmehr beschreibt die Autorin kommentarlastig (denn erzählen kann sie nicht!), daß zu Beginn der Weimarer Republik eine Holter die Polter schwanger gewordene Senta in die Ehe mit einem Fliegerhelden stolpert, die Tochter Evelyn zur Welt bringt, deren Enkelin Hannah ein Restitutionsangebot um jüdisches Vermögen von einer israelischen Kanzlei erhält. Die Stoffzeit ist ohne assoziative Handlungselemente und ohne Zeitgeist-Eindrücke um ca. 60 Jahre fortgeschritten. Nach literarästhetischem Latein exponiert der Handlungsbeginn eines Romans die Qualität dieser literarischen Gattung. Da kann man nur gespannt sein, nach welchem "Latein" die Autorin ihren Anspruch erfüllen will.