Ein wunderschöner, stiller Debutroman

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elfe1110 Avatar

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Ein wunderschöner stiller Roman und ein großartiges Debut der Autorin Stefanie vor Schulte!

Der Junge Martin lebt in einer dunklen, längst vergangenen Zeit voller Aberglauben und Tyrannei. Als kleines Kind tötete der Vater die gesamte Familie und verschonte nur ihn und einen schwarzen Hahn, den der Junge fortan als einzigen Besitz immer bei sich trägt. Die Dorfbewohner meiden ihn, da sie glauben, dass er mit dem Teufel im Bunde sei. Erst recht, als in seiner Anwesenheit ein junges Mädchen von einem dunklen Ritter verschleppt wird. Gemeinsam mit einem Maler macht der Junge sich auf, in die Welt hinauszuziehen, und das Kind zu suchen.

Faszinierend ist die Figur des Martin, der, obwohl er bereits in jüngsten Jahren auf grausame Art die Liebe und Geborgenheit der Familie verloren hat, für seine Mitmenschen nichts als ein offenes, reines Herz und – ich kann es nicht anders sagen – Licht übrig hat. Der inmitten von Ablehnung, Dummheit und Aberglauben seine Klugheit und sein Einfühlungsvermögen für sich und andere einsetzt. Dieser Junge zieht nun, anfangs gemeinsam mit dem Maler, in die Welt hinaus, um das Mädchen zu retten. „… und der Maler schreit das Kind an, ob es damit aufhören könnte, ein einziges Kind retten zu wollen, einer Mythe nachzujagen, wo um sie herum nichts als Tod und Elend ist. Alle gilt es zu retten, aber alle sind verloren. Doch Martin denkt anders. Ein gerettetes Leben ist alle Leben.“

Auf seinem Weg erlebt der Junge zahlreiche Begegnungen, die mal hoffnungsvoll, mal verstörend-elend oder skurril sind, wie etwa die Gloria oder die 4-köpfige reiche Familie. Jeder dieser Situationen begegnet der Junge mit offenem, reinen Herzen und bringt auf seine Art ein kleines bisschen Licht in die dunkel-düstere, teils ausweglose Situation.

Der Weg des Jungen durch das Land hin zu seiner Bestimmung und der alles entscheidenden Prüfung liest sich wie eine Parabel an die Menschen und erlaubt viel Interpretationsspielraum für den Leser. Genau das hat mich an dem Buch vom ersten Moment an fasziniert, gibt es doch keine einzige Figur, die nicht ihre Rolle, ihre Aufgabe in dieser Reise zu spielen hat.