Faulige Gassen, Pinkeleimer und Ratten

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bavaria123 Avatar

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Martin, ein Junge von elf Jahren, lebt in ärmlichsten Verhältnissen in einem Dorf mit seinem schwarzen Hahn, der ihm Freund und Beschützer zugleich ist. Aus der Dorfgemeinschaft hebt er sich heraus, da er klüger, liebenswürdiger und damit auf eine Weise heller ist, als die anderen.
Als ein Maler in das Dorf kommt, ändert das auch viel in Martins Leben.

Das Cover ist so typisch für Diogenes. Ich liebe diese weißen Untergründe mit dem einen immer zum Buch passenden Bild. Hier ist es eines von Pablo Picasso.

Mit den ersten Sätzen fühlte ich mich förmlich in das Buch hinein gezogen. Das liegt an den schrecklichen Dingen, die beschrieben werden. Die dunkle Zeit in die man als Leser geschickt wird. Es liegt aber auch an dem reinen Gemüt des Protagonisten. Martin, der bisher in seinem kurzen Leben nicht viel Gutes kennen lernen konnte. Und es liegt an dem so gar nicht zum Dunklen passenden wunderbaren, poetischen Schreibstil der Autorin.

In welcher Zeit der Roman spielt bleibt etwas ungewiss. Ich vermute, es ist das 15. oder 16. Jahrhundert. Aber so ganz wichtig ist das auch nicht, denn eigentlich entpuppt sich der Roman immer mehr als Märchen mit vielerlei Andeutungen.
Und so meine ich auch, auf die Apokalyptischen Reiter zu treffen, die 1498 von Albrecht Dürer als Holzschnitt erschaffen wurden.

Der schwarze Hahn ist zum einen ein treuer Freund für Martin, andererseits ist er aber auch derjenige, der Martin zu seiner Bestimmung führt.

Ich vermute, Stefanie vor Schulte nutzt hier viele Metaphern und Sinnbilder. Alle habe ich nicht verstanden. Vielleicht ist mir deshalb das Buch dann auch ein ganz klein wenig überfrachtet. Als später noch eine Fürstin auftaucht, erklärt das zwar einiges, bringt aber für mich auch wieder viele neue Aspekte ein.

Ich empfehle "Junge mit schwarzem Hahn" sehr gern aufgrund der wunderbaren Sprache, der gelungenen Umsetzung der Idee zu diesem Roman und weil man gerade auch in unseren Zeiten wieder jemanden braucht, der ein wenig Liebenswürdigkeit, Klugheit und Licht in unser graues Leben mit Pandemien und Katastrophen bringt.