Geschichte eines einfühlsamen, wunderlichen, einsamen Jungen

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maulwurf123 Avatar

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Bei „Junge mit schwarzem Hahn“ handelt es sich um das Romandebüt der Autorin Stefanie vor Schulte, welches im August diesen Jahres beim Diogenes-Verlag erschienen ist. Das Cover zeigt das 1905 entstandene Ölgemälde von Pablo Picasso ‚Junge mit Pfeife‘ und ist stimmig mit dem Titel.

Die erzählte Geschichte spielt zu einer unbestimmten Zeit an einem nicht näher definierten Land/ Ort. Als Leser erfährt man lediglich, dass die Ereignisse während eines Krieges, ‚in einer Zeit voll Aberglauben und Tyrannei‘ geschehen. Protagonist ist der elfjährige Martin, ‚ein Junge mit reinem Herzen‘. Seine Armut sieht man ihm an, nichts bis auf das Hemd am Leib und einen schwarzen Hahn, welcher ihn beschützt, behütet und ihm freundschaftlich gesinnt ist, besitzt er. Die anderen Dorfbewohner meiden den ungewöhnlichen Jungen und behandeln ihn schlecht, statt seine Begabungen anzuerkennen. So ergreift Martin eines Tages die Chance und zieht mit einem Maler mit. Dieser führt ihn ein in eine schauerliche Welt, der er dank seines Mitgefühls und Verstandes jedoch wiederstehen kann. Und schließlich wird der Junge zum Retter für jene, die noch unschuldiger sind als er…

Der Schreibstil der Autorin ist sehr literarisch, poetisch, prägnant und ohne viele Umschreibungen. Als Leser braucht man einige Seiten bis man sich auf diese sehr kühle, direkte Erzählweise vertraut gemacht hat. Doch schon nach wenigen Kapiteln ist man wie gefesselt von den Geschehnissen.

Protagonist Martin weist einen ganz eigenen, ungewöhnlichen, ja besonderen Charakter vor. Dies lässt ihn den Dorfbewohnern gegenüber eher ‚fremd‘ wirken. Ihre Reaktionen sind verständlich, jedoch auf Grund der liebenswürdigen, herzensguten (Hinter-)Gedanken/ Absichten Martins mit Fehlern behaftet.

Die Geschichte ist zugegebenermaßen ziemlich skurril. Gerade im letzten Drittel des Romans richtiggehend schauerhaft.

Klar und deutlich durchzieht die gesamten 227 Seiten ein Spannungsbogen, welcher in einem schlüssigen Ende mündet.

Definitiv ein tolles Leseerlebnis, welches ich persönlich gerne mit fünf Sternen weiterempfehle!