Märchenhaft

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Tiefstes Mittelalter ist das Setting dieses Debütromans von Stefanie von Schulte.
Ein kleiner Ort, voll mit bigotten, dummen, egoistischen Menschen. Unfassbar, dass sie den kleinen Jungen, der auf sehr schlimme Art seine ganze Familie verloren hat, einfach ignorieren und seinem Schicksal überlassen.
Unfassbar auch, wie dieser Junge, Martin zu einem intelligenten Menschen heranwächst, der so viel Empathie und Güte besitzt.
Intellektuell allen im Dorf überlegen muss er dies oft verbergen, sonst wird ihm das auch wieder angekreidet.
Als er Zeuge einer Kindesentführung wird, hat er nur noch einen Wunsch: das möchte er aufklären.
Wie in einem Märchen hat er einen Gefährten, einen schwarzen Hahn. Eigentlich ein Symbol für Wachsamkeit und Treue (wie er es auch für Martin tut), wird er von den Dorfbewohnern für den Teufel gehalten. Da die zwei unzertrennlich sind, wird dadurch Martins Stellung im Dorf nicht einfacher.
Dann ist da noch der Maler, ein Mensch, der Martins Potenzial endlich erkennt.
Sie wandern durch Städte, Landschaften, Kriege, Hungersnöte.
Der zweite Teil des Buches spielt auf einer Burg. Hier spürt Martin, dass er dem Rätsel der verschwundenen Kinder näherkommt.
Die Geschichte dazu ist wie ein Märchen im Märchen. Mit einer sehr bösen Frau, die seltsame Spiele spielt, ihr Wort bricht und so tut, als ob sie nicht altert. Zum Preis des Lebens vieler Kinder. Schaurig.
Doch der Stil, die Sprache, die recht altertümlich daherkommt, lässt irgendwie keinen Zweifel daran, wie das Buch ausgeht.
Außerdem blitzt immer wieder Humor auf.
Ich fühlte mich häufig an „Der Halbbart“ von Charles Lewinsky erinnert.
Ein schöner, sehr ungewöhnlicher Debütroman.