Morbide Poesie!

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mike nelson Avatar

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Was für ein Erstling! Stefanie von Schulte ist mit "Junge mit schwarzem Hahn" ein Werk gelungen, welches sich auf eine sehr erfrischende Art von vielen aktuellen Romanen unterscheidet - gerade indem es nicht um Aktualität, nicht um einen unbedingten Bezug zu brisanten gesellschaftlichen Themen und den entsprechenden Diskursen bemüht ist. Stefanie von Schulte ist eine Geschichtenerzählerin - sie schreibt ein Märchen für Erwachsene; man könnte auch sagen es handele sich um eine Dystopie, handelnd in den Zeiten eines düster-hoffnungslosen Mittelalters voller Armut, Aberglaube, Dummheit und menschenverachtender Gewalt mit einem kleinen Lichtblick: Dem Jungen Martin mit dem schwarzen Hahn, die sich schon früh im Leben für eine Partnerschaft, ein Bollwerk gegen die Düsternis, gefunden haben. Martin verkörpert die Macht des Geistes und die Menschlichkeit; auf Martin ruht die Hoffnung der Welt! "Das Kind war ja gewaltig, weil es so ungewöhnlich und eigensinnig ist und - man möchte es nicht so gerne eingestehen - recht mutig, wenn nicht sogar klug. Unterhaltsam insgesamt. Aber die wenigsten wollen es unterhaltsam. Die meisten wollen mit ihren Fehlern in Frieden leben." - So wird die Figur des Martin eingeführt. Mit dem Maler zusammen besteht er einige Abenteuer, ist Weltbeobachter und befreit die entführten Kinder von der Gräfin, die mit einer menschenverachtenden Eitelkeit ausgestattet ist. Martin hält der Welt den Spiegel vor: "Aber Wissen und Sehen ist nicht eins. Und es ist doch tabu, das Gewusste zu sehen, darüber zu sprechen, daran zu denken oder davon zu träumen. Das ist der Tod." Und den Lesenden wird eine Sprache begegnen, die altertümlich und gleichzeitig wie für die Ewigkeit gemacht ist! Unbedingte Leseempfehlung!