Wie ein Märchen aus alter Zeit

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klusi Avatar

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In ihrem Debütroman nimmt uns die Autorin mit in eine alte, längst vergangene Zeit. Wir lernen den elfjährigen Martin kennen, der ganz allein, nur mit seinem schwarzen Hahn, am Rand des Dorfes lebt. In seiner Familie scheint sich etwas Furchtbares zugetragen zu haben, von dem wir erst später noch Näheres erfahren.

Zuerst lernen wir drei Dorfbewohner kennen. Es sind drei Männer, die sich durch ihre Einfältigkeit hervortun. Als ein Maler ins Dorf kommt, um in der Kirche ein Bild zu malen, ist der Schlüssel zur Kirchentür verschwunden, und die drei Männer haben keinen Plan, was sie tun könnten. Als der Maler seinen Auftrag beendet hat und weiterziehen möchte, schließt sich Martin ihm an, denn im Dorf geht es ihm nicht wirklich gut. Wie man später in der Geschichte erfährt, hat er auch einen Auftrag zu erfüllen bzw. sich selbst ein Versprechen gegeben, das er einlösen muss. Es folgen viele Begegnungen und Erfahrungen, die Martin auf seiner Reise machen muss. Die Welt, wie sie im Buch dargestellt wird, ist grausam und schlecht, und Martin sticht durch seine liebenswerte Art, durch seine Herzensgüte und auch durch seine Intelligenz hervor. Martin erlebt viel Tragisches. Aber er lässt sich nicht beirren und verfolgt sein hehres Ziel mit Entschlossenheit.

Es sind düstere, manchmal makabre aber ausdrucksstarke Bilder, welche die Autorin hier zeichnet. Da mir einige Szenen widersprüchlich erscheinen bzw. unrealistisch sind, beispielsweise der sprechende Hahn, ordne ich diese Geschichte eher in den Bereich Märchen und Sagen ein, worauf auch der starke Kontrast zwischen gut und böse hinweist, denn gerade diese Schwarz-Weiß-Malerei ist ja oft typisch für Märchenerzählungen.

Sprachlich ist der Roman außergewöhnlich, einerseits von kurzen, einfachen Sätzen geprägt, dann wiederum sehr bildhaft und mit zahlreichen Metaphern ausgeschmückt.

Für mich war dies ein besonderes Leseerlebnis, und die Geschichte hallt noch nach. Es ist kein sonderlich dickes Buch, aber der Inhalt hat es in sich und bietet reichlich Stoff zum Nachdenken.