Zum Nachdenken

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suse9 Avatar

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„Junge mit schwarzem Hahn“ ist ein ungewöhnlicher nicht leicht einzuschätzender Roman, der betroffen, zugleich aber auch Hoffnung macht.

Alles, was der elfjährige Martin besitzt ist ein schwarzer Hahn und ein mitfühlendes Herz. Der Gemeinschaft, in der er lebt, ist er suspekt. Mit seiner Freundlichkeit und Klugheit können sie nicht umgehen. Deshalb machen sie ihm das Leben zur Hölle und sind froh, als er sich dem Maler anschließt und das Dorf verlässt. Maler, Junge und Hahn freunden sich an und begeben sich auf eine Wanderschaft durch eine von Krieg verwüstete und aus den Fugen geratene Welt.

Der Schreibstil gefiel mir bereits auf den ersten Seiten sehr gut. Er ist nicht kompliziert aber zum Glück auch nicht simpel. Die Formulierungen sind gut gewählt, verzichten aber auf Schwülstigkeit. Beschreibungen sind authentisch und plastisch. Die Handlung war stellenweise ziemlich grausam, allerdings nicht blutrünstig. Erst beim Durchdenken des Gelesenen werden die Not, Angst und Verzweiflung der Menschen offenbart. Sie sind dadurch nicht weniger greifbar, jedoch für mich leichter zu ertragen. Die Geschichte ist ein Mix aus Historie, Märchen und Satire. Anfangs befürchtete ich, dass sie zu geistig werden könnte, was sich nicht bestätigte. Sie verlangt ein Lesen zwischen den Zeilen, ein „Sackenlassen“ und Nachdenken. Leser, die um die Ecke denken können, werden hier auf ihre Kosten kommen.