Deutsch-französische Freundschaft

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Deutschland, 1962: Vor dem Hintergrund der nahenden Unterzeichnung des Élysée-Vertrages treffen der Elsässer Paul Duringer und die Freiburger Weinhändlerin Henny Köpfer aufeinander. Die beiden verbindet eine schmerzvolle Vergangenheit: kurz nach Kriegsende waren sie fast schon eine Familie, doch ein unvorhergesehenes Ereignis ließ die Liebe zerbrechen, beide flüchteten aus dem kleinen Ort am Kaiserstuhl, in dem sie auf dem Hof der Bäuerin Kätter mit dem Ziehsohn Kaspar lebten. Eine alte Champagnerflasche bringt Paul und Henny erneut zusammen – doch kommen sie sich auch wieder nahe?
Der Roman hat mir gut gefallen, er lässt sich leicht lesen. Die Handlung fand ich gut konstruiert, obwohl ich am Anfang durch die Zeitsprünge etwas Mühe hatte, hineinzufinden. Man erfährt so einiges über das Elsass und seine Geschichte, und da ich im Dreiländereck Deutschland – Schweiz - Frankreich wohne, sind mir die örtlichen Gegebenheiten vertraut.
Ich finde, dass die Autorin den Zeitgeist und die zum Teil noch verwundeten Seelen der Kriegsgeneration sehr sensibel beschrieben hat; gerade der ruhelose Charakter von Paul hat mich berührt und ich konnte sehr gut nachvollziehen, was ihn umtreibt.
Interessant fand ich auch, dass die Erzählsprache in den Kapiteln über Kätter ins eher Derbe gewechselt hat und mit vielen Dialektausdrücken gespickt war, was nicht immer einfach zu lesen war, vor allem, wenn man mit dem Dialekt nicht vertraut ist. Ich habe jedoch viele Worte wiederentdeckt, welche ich schon lange nicht mehr gehört/gelesen habe.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und es hat mich dazu angeregt, noch etwas tiefer in die elsässische Geschichte einzutauchen.