Ein leuchtendes Signal der Hoffnung

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owenmeany Avatar

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Beherrschendes Thema des vorliegenden Titels ist die Geschichte des Elsass als Region zwischen zwei Welten. Anfangs musste ich mich sehr konzentrieren und mir die Fülle an Namen gut merken, bevor die Figuren plastisch wurden und die einzelnen Handlungsstränge übersichtlicher, denn die kurzen Episoden müssen sich wie Puzzleteile erst einmal zusammenfügen.

Mehrere Rätsel irritieren zunächst: warum pflegt Henni ein derartig kompliziertes Liebesleben, von wem stammt Kaspar ab, welches Schicksal wurde Yves zuteil, woher kommt die Heimatlosigkeit und Unstetigkeit Pauls, und vor allen Dingen: was hat es mit der geheimnisvollen Champagnerflasche auf sich, um deren Auffindung sich diverse Parteien bekriegen?

Die Kultur in Frankreich und Deutschland am Vorabend des Élysée-Vertrags hat Glaser sorgfältig recherchiert bis in die kleinsten Details, wobei gerade Kinofilme eine hervorragende Rolle spielen. Zeitgenossen werden sich immer wieder schmunzelnd in das Jahr 1962 zurückversetzt fühlen, der Reichtum an Einzelheiten macht das Ambiente ungemein farbig. Zum Beispiel stellt die Diskussion über den Truffaut-Film in Kehl unmissverständlich die Geisteshaltung des Normalbürgers in der Adenauerzeit dar.

Die Zerrissenheit Hennis zwischen zwei Männern, die ihre Parallele in dem Film "Jules und Jim" hat, rührt den Leser als tragischer Konflikt, dennoch ist diese Love Story der Zuckerguss, der die historischen Fakten versüßt und dadurch leichter konsumierbar macht. Bei aller Dramatik verlässt die Autorin niemals den Rahmen des guten Geschmacks. Dass sich eine Art kriminalistische Ermittlung durch das Buch zieht, erzeugt Spannung und hält das Interesse wach.

Alles in allem habe ich diesen zeitgeschichtlichen Roman mit Vergnügen gelesen, und ich bin der Verfasserin dankbar, dass sie mir die historischen Fakten und Erkenntnisse in unterhaltsamer Form näher bringt.