Auf Schatzsuche in Schlesien

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Das Buch von Menachem Kaiser erschien bereits 2021; zwei Jahre später erscheint es nun in der deutschen Übersetzung, deren Titel etwas widersprüchlich scheint. Im Englischen beschreibt der Titel genau, worum es im Buch geht: um Beute, ein Grundstück der Familie, Nazi-Devotionalien und Erinnerungen an all das. In der Übersetzung ist all das abgeschwächt. Ohne Vorkenntnisse oder den Klappentext gelesen zu haben, könnte man an ein Erinnerungsbuch aus Erzählungen der Großeltern denken.

Im Gegenteil lebt das Buch geradezu davon, dass der Autor, der gleichzeitig als Schatzsucher, Historiker, Familienforscher und Ich-Erzähler fungiert, gerade nicht viel von der Geschichte seiner jüdischen Vorfahren weiß. Tatsächlich hat er sich bisher nicht einmal dafür interessiert, woher sein Großvater, den er nie kennengelernt hat, stammte.

Seine Suche kommt in Gang, als er durch Akten vom juristischen Kampf seines Großvaters um sein ehemaliges Elternhaus in Schlesien, heute Polen, erfährt. Der damalige Kampf verlief erfolglos im Sande; nun will es Menachem Kaiser noch einmal wissen und dem Großvater späte Genugtuung verschaffen.

Die Niederlage des Großvaters soll nicht endgültig sein. Also reist der Autor nach Polen, schaut sich das vermeintliche Haus an, spricht mit den Bewohnern, dann mit einer Anwältin namens "Killerin" und schließlich mit Schatzsuchern, die ihn gleichermaßen faszinieren wie verstören.

Das Buch ist kein klassisches Sachbuch, beinhaltet es doch die eigene Vergangenheit und Geschichte des Autors und seiner Familie. Während seiner Beschreibungen legt er auch seine philosophischen Überlegungen dar. Kaisers Buch ist subjektiv, und damit kein objektives Sachbuch. Im Original ist es ein Memoir, was es einfach deutlicher macht, worum es geht.

Fazit: Geschrieben ist es gut. Ich persönlich tauche gerne ein in historisch-philosophische Unzetrsuchungen. Vor dem Hintergrund war mir das Buch zu wenig tiefgründig, jedenfalls, was die Stringenz betrifft. Dennoch vergebe ich alle Sterne und empfehle es weiter.