Erinnerung als Schatzsuche
Bei Menachem Kaisers Buch "Kajzer" handelt es sich um ein "Memoir" im besten Sinne, also um die Textgattung im angelsächsischen Sprachraum, die deutlich literarischer und thematisch gefasster ist als eine normale Autobiographie und gleichzeitig den Anspruch hat, authentische Geschichte(n) zu erzählen. Genau das gelingt dem Autor hier wirklich gut: Geschickt verwebt er mehrere Text- und Zeitebenen: Die Geschichte seines Großvaters und dessen vergeblicher Kampf um Gerechtigkeit für das elterliche Erbe in Polen, die Geschichte von dessen Cousin, der im Arbeitslager einen Erfahrungsbericht über seine Arbeit am wahnwitzigen Nazi-Projekt "Riese" verfasst, der dann 80 Jahre später zum Standardwerk für Schatzsucher wird, und natürlich den Haupttext, nämlich den Versuch des Autors, das Familienerbe endlich zurückzuerhalten. Alles in allem ein wirklich gelungenes Buch, lediglich die eingeschobenenen Reflexionen über das Wesen der Dinge ufern an manchen Stellen etwas aus und hätte es in dieser Länge meines Erachtens nicht gebraucht.