düster-heiteres Jugendbuch

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nahadriel Avatar

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"Kalix" läßt sich gut lesen als triviale Unterhaltung, insgesamt seicht trotz der durchaus vorkommenden Spannungsbögen. Millar schafft damit eine Geschichte, die weit weniger erwachsene Leser anspricht als es seine sonstigen Bücher tun; liest man es als Jugendlicher bzw. mit dem Anspruch eines Jugendbuches, ist es durchaus gelungen. Das unvollständige Happy End - für den Moment leben die meisten noch, geklärte Beziehungen oder glückliche Fügungen gibt es so aber eigentlich nicht - paßt da sehr gut hinein und stellt einen Cliffhanger für einen möglichen zweiten Band dar.

Die Idee der Geschichte, eines Werwolf-Clans, dessen Konflikte in die 'menschliche' Welt hineinspielen, und dort unerwartet Magie hineinbringen, bleibt so gut, wie es die Leseprobe versprach. Der Autor kreiert aus den Begegnungen der sehr unterschiedlich ausgestalteten Charaktere immer wieder neue Spannungsmomente, die aufeinanderfolgend den Leser bei der Stange halten. Zwar ist der Hauptstrang der Erzählung durchgängig und konstant, jedoch werden Nebenschauplätze zusammenhanglos danebengestellt - so ist z.B. die Affäre Moonglows mit Marcus vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen.

Für mich sind die Charaktere immer ein wichtiges Argument für ein Buch. Leider schwankt Millar sehr zwischen der authentischen Inkonsequenz von Jugendlichen und - dies allerdings häufiger - nicht nachvollziehbarer Un-Logik. Schlussendlich bleiben die durchaus ambivalent angelegten Akteure trotz dieses Potential seltsam flach und zweidimensional. Einzig Malveria ist liebevoll und differenziert ausgestaltet; es scheint fast als ob Millar an ihr den meisten Spaß gehabt hätte. 

Trotz meiner Vorfreude ob der Leseprobe muß ich im Nachhinein feststellen, daß mich das Buch eher enttäuscht hat, da ich etwas anderes erwartet hatte. Ich hatte mich auf Fantasy abseits des genretypischen in schneller Erzählweise gefreut, mich dann aber oftmals gelangweilt, mich zum Teil wenige Seiten später nicht einmal mehr an die Handlung erinnern können, egal wie unterhaltsam die Sentenz beim Lesen selbst vielleicht gewesen sein mag. Die numinose Ambivalenz der Charaktere, die sich in der Leseprobe andeutete, stellte sich im späteren Verlauf als undurchdachte Charaktergestaltung heraus. Einzig die Momente mit Thrix und Malveria sind hängen geblieben, vielleicht einfach nur, weil es die erwachsensten waren.