Gute, aber leicht zähe Paranormal

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Im London der heutigen Zeit schleicht eine junge Werwölfin herum. Kalix stammt aus der Herrscherfamilie des MacRinnalch-Clans in Schottland. Als ihr Vater, der Fürst, ihren Geliebten Gawain verletzt und verbannt, tötet sie ihn in einem Zweikampf. Auf der Flucht vor den Häschern ihrer Großmutter und des ältesten Bruders begegnet sie in ihrem Laudanumrausch den Studenten Daniel und Moonglow. Die beiden nehmen sich der Jugendlichen an und verstecken sie.
Inwischen entbrennt ein Kampf um die Nachfolge des Fürsten. Verasa, die Ehefrau, möchte statt des ältesten Sarapen, lieber den jüngeren Sohn auf dem Thron sehen und intrigiert beim Familienrat. Thrix, die eigentlich nichts mehr mit dem Clan zu tun haben wollte und ein Modelabel gegründet hat, muss eingreifen und ihre Schwester Kalix schützen. Dabei hilft ihr die Feuergöttin Malveria, die immer auf das schönste Kleid bei Festlichkeiten spekuliert. Ihre nicht adoptierte Nichte Agrivex freundet sich mit Kalix und den beiden Studenten an.
Plötzlich taucht Gawain auf, der Kalix noch immer liebt, durch einen Fehler aber glaubt, sie sei nun Daniel verbunden. In seiner Not will er Thrix um Rat fragen und beide gehen ein Verhältnis ein.
Sarapen sieht seine Chance Fürst zu werden gekommen, als die beiden Cousinen, über die man nicht spricht, ein Konzert geben und alle Verwandten eingeladen sind. Er sammelt seine Getreuen um sich, um zuzuschlagen und seine Widersacher aus dem Weg zu räumen.

Martin Millar ist ein toller Jugendroman gelungen. Wie schon in "Die Elfen von New York" beweist er sein großes Geschick bei der Schaffung von Charakteren. Seine Beobachtungsgabe der heutigen Jugendkultur ist gelungen, er saugt sie auf und gibt sie treffend wieder.
In recht vielen kleineren Kapiteln, die immer aus der Sicht einer der beteiligten Personen geschrieben wurden, wird die Handlung stringent weitergesponnen. Leider kommt es dahingehend auch zu vielen Wiederholungen, da Millar, wie ich vermute, jeder Figur die Möglichkeit geben wollte, ihre ureigenste Sicht der Dinge darlegen zu können. Da auch die verwendete Sprache wieder sehr einfach gehalten ist (wie bei den New Yorker Elfen) zieht sich das Leseerlebnis leider ziemlich hin. Nicht weniger als fünf andere Bücher habe ich dazwischengeschoben, weil mich schon der Gedanke daran, dieses Buch beenden zu müssen, genervt hat. Mit einem schnellen Querlesen habe ich die letzte Hälfte dann doch noch bewältigt und bin auf einige durchaus interessante Szenen gestoßen. Malveria und ihre Nichte gehören dazu. Sie sind so schön gegensätzlich und bilden ein herrliches Mutter-Tochter-Gespann.
Thrix verliert zum Ende hin an Substanz, scheint fast nebensächlich für den Autor geworden zu sein. Kalix dagegen durchläuft mehrere Stadien der Veränderung, die alle glaubhaft sind. Ihr selbstzerstörerisches Verhalten lässt erst nach und nimmt dann wieder zu. Ihre inneren Dämonen, die aus einer ungeliebten Kindheit und ihrem Alter resultieren, zwingen sie immer wieder dazu, nichts zu essen oder sich die Haut zu ritzen.
Was mir sehr gefallen hat, war die Art des Werwolfes. So wäre er auch, wenn ich es mir aussuchen dürfte und nicht, wie in zahlreichen anderen Romanen, wo der Werwolf als solcher nur die Handlung "wilder" ausschmücken soll, aber eigentlich zu wenig durchdacht wurde.
Die Fortsetzung würde mich interessieren, weil ich gerne wüßte, was es mit Kalix Geburt auf sich hat und wer letztendlich der neue Fürst wird. Spannend ebenfalls die vielen kleinen Liebesbändel. Nächstes Mal bitte eine Personenliste.
Junge Paranormalliebhaber kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Sollte das Buch jemals verfilmt werden, bin ich umgehend im Kino.
 

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