Kalix oder Werwölfe sind auch nur Menschen

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bertidunsche Avatar

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Eine überzeugende Entdeckung durch vorablesen.de für mich!

In jeder Buchhandlung wäre ich wahrscheinlich an diesem Buch vorbeigelaufen, zu sehr hätten mich der Klappen- und Covertext - “Kalix - Werwölfin von London” -  abgeschreckt. Die Leseprobe auf vorablesen.de hat mich durch ihre Mischung aus Fantasyelementen und einer großen Portion Humor jedoch überzeugt. Dieser Eindruck bleibt auch nach Lektüre des gesamten Buches bestehen, ist nun sogar noch das Attribut “Familiengeschichte” hinzugekommen.

Habe ich bei den Turai-Romanen, die Martin Millar, der Autor von “Kalix”, unter dem Pseudonym Martin Scott verfasst hat bzw. verfasst, im ersten Sammelband schon nach zwei Romanen die Segel gestrichen, bin ich von “Kalix” fast restlos überzeugt und warte gespannt auf die Fortsetzung.

Der Roman überzeugt durch anhaltende Spannung aufgrund äußerst kurzer Kapitel und einer gelungenen Mischung aus Humor, Fantasy und Familiengeschichte, genauer gesagt, Familienfehde. Zwar ist Millars Werk mit 750 Seiten sehr umfangreich, aber es macht Spaß und nichts anderes hatte ich aufgrund der Leseprobe erwartet.

Ist der Familienclan der MacRinnalchs (eine alteingesessene Werwolffamilie) am Anfang wenig übersichtlich, habe ich mich als Leserin jedoch schnell eingefunden, da die einzelnen Familienmitglieder aufgrund ihrer exzentrischen Charaktere einmalig und nicht zu verwechseln sind. Leider übertreibt Millar es zu Anfang mit den Beschreibungen ein wenig, denn spätestens nach dem zweiten Lesen weiß ich, wer welche Haar- bzw. Fellfarbe hat und wie einmalig und umwerfend sie bzw. er damit aussieht. Ich habe mich wirklich gefragt, ob diese Wiederholungen an der Übersetzung liegen und der Autor im Original damit etwas anderes ausdrücken wollte. Nach dem ersten Drittel des Buches läßt dieses jedoch erfreulicherweise nach.
       
Der Leser wird in Millars Werk Zeuge einer (wegweisenden) Familienfehde im Clan der MacRinnalch. Ein Clan, der in seiner Geschichte nun an einem entscheidenden Punkt angelangt ist: sollen sie weiterhin in der gewohnten Manier den Traditionen folgen oder den Weg in die Moderne beschreiten? Jede Richtung hat unter den Clanmitgliedern ihre Anhänger und neben Intrigen, Listen und Gewalten bis hin zu kaltblütigen Morden erfährt der Leser immer wieder, dass auch Werwölfe sehr menschliche Probleme haben können. Wie oft mußte ich bei der ein oder anderen Alltagsszene schmunzeln - einfach herrlich von Millar dargestellt.                
Es liegt mir fern, “Kalix”  - wie in einigen Leseeindrücken bzw. Rezensionen geschrieben  - als Jugendbuch einzuordnen, da weder Sprache, Stil noch Humor darauf schließen lassen. Ganz im Gegenteil, vielleicht ist der Humor sogar für den ein oder anderen Jugendlichen sogar noch zu subtil. Lediglich die jugendliche Protagonistin Kalix wäre für mich ein Indiz für diese Kategorisierung; für Jugendliche ist dieses Buch mit Sicherheit geeignet, aber nicht ausschließlich für diese geschrieben.

Der Roman macht Lust auf die geplante Fortsetzung und auch auf Millars früheres Werk, Die Elfen von New York.