Neue Autorin mit außergewöhnlichem Talent

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elke17 Avatar

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Die Leseprobe von Hanna Jamesons "Kalter Schmerz" fand ich klasse, denn diese Art des Schreibens kenne ich in erster Linie von männlichen Autoren: Hart und mit einer gehörigen Portion Schwarz, genau so, wie ich es mag! Und wenn es denn stimmt, dass David Peace sie zum Schreiben inspiriert hat – sie hätte sich wahrlich einen schlechteren Lehrmeister aussuchen können!

Handlungsort London, die Hauptfigur ist Nic Caruana, eine Art Privatdetektiv, der offenbar nicht davor zurückschreckt, im Zuge seiner Ermittlungen auch brachiale Gewalt einzusetzen.

Seine Karriere beginnt im Jahr 2000, als eine Gruppe Jugendliche dem damals Siebzehnjährigen auflauert, ihn überfällt und übelst verprügelt, um ihm seine Wertsachen abzunehmen. Nic wehrt sich, und im Verlauf der Prügelei tötet er versehentlich deren Anführer.

Zeitsprung, 2010, zehn Jahre später: Mittlerweile hat Nic einige Vorstrafen aufzuweisen und wird nicht nur fürs Töten bezahlt. Seine Spezialität ist das Aufspüren von Personen, die sich entweder vor jemandem verstecken oder ohne erkennbaren Grund für die Angehörigen spurlos verschwunden sind.
So auch in seinem aktuellen Fall, in dem die sechzehnjährige Emma, Tochter des Waffenhändlers Pat Dyer und seiner Frau Clare, vermisst wird. Clare ist recht sparsam mit Information zu dem Leben ihrer Tochter, und auch die Befragung von Emmas Exfreund Danny, einem heruntergekommenen Junkie, der bereits von Pat in die Mangel genommen wurde, gibt nicht viel her. Zumindest erfährt er aber, dass sie einen neuen Freund hat. Bei der Durchsuchung ihres Zimmers findet Nic dann, hinter dem Spiegel versteckt, ein Päckchen mit Drogen, vermutlich Kokain.

Um an Informationen zu kommen zieht er alle Register und setzt auch DC Geoff Brinks, seinen Spitzel bei der Polizei auf den Fall an. Und von diesem erhält er auch während eines Besuches im Hause Dyer die Info, dass Emma im Leichenschauhaus liegt – halbtot geprügelt, das Gesicht zu Brei geschlagen und schlussendlich erschossen. Nic begleitet Clare, die ihre Tochter identifizieren muss.

Die Leseprobe war kurz, aber lang genug, um einige Fragen aufzuwerfen: Wer hatte einen Grund Emma zu töten? Und warum war da so viel Wut im Spiel? Wer ist dieser neue Freund des Mädchens, denn er scheint ja reichlich dubios zu sein? Welche Rolle spielen die illegalen Geschäfte des Vaters? Und was hat es mit den Narben an Clares Händen auf sich, die Nic so faszinieren? Und schließlich Nic, ist er vielleicht doch einer von den Guten?

Auf alle Fälle bin ich schwer beeindruckt von dem Talent sowie dem Debüt dieser erst zweiundzwanzigjährigen (!) Autorin, die mich so neugierig gemacht hat, dass ich nach weiteren Informationen gesucht habe. Und seien wir doch mal ehrlich, jemand der in Warteschlangen Cocktails mixt und Stagedivern die Schuhe auszieht und solche Thriller schreibt, hat schon etwas. Oder etwa nicht?