Ein London voller Verbrecher, Süchtiger, Dealer und Prostituierten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
allegra Avatar

Von

Nic Caruana wird als siebzehnjähriger von einer Bande Jugendlicher überfallen. Aus Versehen tötet er dabei einen Jungen. Sein älterer Bruder Anthony möchte versuchen, die Tat zu vertuschen, aber Nic beichtet alles seinem Vater. Was danach folgt ist für diesen, der von Beruf Polizist ist, eine große Enttäuschung. Nic kommt in den Jugendstrafvollzug. Dadurch scheint sein Leben vorgezeichnet zu sein.

Als junger Erwachsener ist Nic zwar bereits zu einigem Wohlstand gekommen. Aber um welchen Preis? Er arbeitet als eine Art Privatermittler: Er spürt Menschen auf oder löst Probleme wie die Entsorgung einer Leiche. Mit anderen Worten, er lebt im Milieu der Verbrecher und Dealer.

In der Haupthandlung wird Nic vom Waffenhändler Pat Dyer beauftragt, seine Tochter Emma zu suchen, die nicht zu einer Verabredung mit ihrer Freundin erschienen und seither verschwunden ist. Das Mädchen wird tot aufgefunden und Nic soll den Täter finden und vermutlich nicht nur das.

Bei den Ermittlungen kommt Nic Emmas Mutter Clare näher, die bildhübsch ist. Von Beruf ist sie Tänzerin und Model. Die Suche nach den Tätern führt den Leser in die Londoner Unterwelt, die regiert wird durch Sex, Drugs und viel Geld aus illegalen Geschäften.

Der Thriller hat auf mich den Eindruck eines rasanten Gangsterfilms gemacht. Die Story ist durchaus interessant angelegt und das Buch ist auch durchgehend spannend. Dennoch ist mir sehr vieles zu oberflächlich geblieben. Die Figuren sind zum Großteil mehr skizziert als charakterisiert. Die Hauptfiguren Nic, sein Freund Mark, Clare und Pat sind alles sehr komplizierte Persönlichkeiten, mit denen ich mich naturgemäß überhaupt nicht identifizieren konnte, weil sie in einem, mir völlig fremden Umfeld agieren.

Für sensiblere Gemüter würde ich das Buch nicht empfehlen, das es an sehr gewalttätigen und blutigen Szenen nicht gerade mangelt. Da mir diese Unterwelt der Verbrecher als sehr unwirklich erschien, hatte ich genügend Distanz, dass ich es nicht so schlimm fand. Überhaupt hat mich das Buch nicht wirklich mitgerissen.

Die Ausdrucksweise ist sehr modern, gerade aus und hat Schwung, ist vom Wortschatz her eher einfach, aber in keiner Weise unangenehm zu lesen.

Die Autorin Hanna Jameson ist erst 22 Jahre alt. Ich finde es schon erstaunlich, in diesem Alter einen Thriller zu schreiben. Aber ich habe den Eindruck, dass sich ein gewisser Mangel an Lebenserfahrung doch zeigt. Ich nehme an, dass Hanna Jameson nicht in der geschilderten Welt der Illegalität zu Hause ist. Dennoch fehlten mir zwischenmenschliche Aspekte. Das Buch fühlte sich für mich an, wie eine Bleistiftsskizze, bei der nur einige Figuren etwas angemalt sind.


Ich habe diesen Thriller innerhalb weniger Tage durchgelesen und fand ihn rasant und recht spannend. Aber wirklich mitgenommen hat er mich nicht und ich glaube nicht, dass ich noch mehr aus der Welt des Nic Caruana erfahren muss. Lesbar, aber kein Muss.

Von mir 3 Sterne.