Grausamkeit ohne Profil

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sonnenwind Avatar

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"Hanna Jameson schreibt wie ein Engel – ein Engel auf Speed." Q Magazine (Covertext). Alles klar? – Mir auch nicht. Wenn einem das vor dem Lesen so geht, ist es ja noch in Ordnung. Aber wenigstens nach dem Lesen sollte deutlich sein, was der Covertext bedeuten soll. "Schreibt wie ein Engel" – kann nicht sein: Fäkalsprache allerorten. Nun könnte man das als der Handlungssituation angemessene Sprache interpretieren. Die Story spielt im kriminellen Milieu, also okay. Aber nun "ein Engel auf Speed". Extremer Gegensatz. Wie sich das auswirkt, wissen wir ja: Das nivelliert sich. Und genau so habe ich den Roman empfunden.

Nic ist ein Krimineller. Er bringt Leute um, beseitigt sie – oder findet auch mal welche, die verlorengegangen sind. Wie es gerade paßt oder gewünscht wird. Dafür hat er die unterschiedlichsten "Subunternehmer". Mit denen er allesamt in sporadischem Kontakt steht, von denen er aber keinem recht traut. In diesem Roman soll er die Tochter eines Waffenhändlers suchen. Die aber ermordet aufgefunden wird, bevor er recht loslegen kann. Also beschäftigt er sich mit der Suche nach dem Mörder. Und kommt dabei mit der Frau seines Auftraggebers und Mutter des Opfers in allzu nahe Berührung. Und es kommt, was kommen muß. Dazwischen noch einige persönliche Happenings, und das war's.

Die Charaktere nehmen kaum Form an; man hat weder mit Tätern noch Opfern Sympathie. Nics verschiedene "Subunternehmer" bleiben farblos und austauschbar. Wenn es mich mehr interessiert hätte, hätte ich jeweils nachgeschlagen, welcher Typ dieses neueste Opfer nun wieder war. So sehr hat mich die Handlung aber dann auch wieder nicht gefesselt. Brutal war sie aber, also auf jeden Fall was für Leute, die das mögen.

Was will der Roman uns sagen? – Keine Ahnung.
Wo ist die Spannung? Hm. Vielleicht unterwegs irgendwo ausgestiegen? (Zum Glück heißt es nicht auch noch "Thriller". So muß ich nicht für falsche Klassifizerung auch noch einen Stern abziehen.)
Irgendwelcher Tiefgang? Fehlanzeige.

Der Text liest sich recht flüssig, läßt den Leser aber irritiert zurück. Es gibt eigentlich keine abgeschlossene Handlung; irgendwann ist die Story zu Ende, und das war's. Man kann es lesen, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat. Wenn man es nicht liest, hat man auch nix verpaßt. Schade um die Zeit.