Kalter Schmerz

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Nic Caruana findet Menschen, die nicht gefunden werden wollen. Und wenn es sein muss, beseitigt er sie auch. Das ist sein Job. Sein neuester Auftrag ist, die verschwundene 16jährige Tochter des Waffenhändlers Pat Dyer aufzuspüren. Keine Herausforderung für Nic, aber er ist zu spät, das Mädchen wurde ermordet. Deswegen will der Vater jetzt, dass er statt dessen den oder die Mörder findet. Clare, die Mutter des Mädchens ist am Boden zerstört. Sie verachtet Nic offensichtlich für das, womit er sein Geld verdient. Doch der sonst so emotional distanzierte Nic ist fasziniert von Clare. Und diese Faszination entwickelt sich zu einer Besessenheit, aus der er sich nicht lösen kann, bis es zu spät ist.

Es fällt mir schwer, das Buch zu bewerten. Ich hatte eigentlich einen Thriller erwartet, doch der Mord an dem Mädchen, ist nicht die Hauptsache, er wirkt mehr wie eine grobe Rahmenhandlung. Es tauchen Figuren rund um Nic auf, und verschwinden wieder, die mit dem eigentlichen Geschehen kaum etwas zu tun haben. Die meisten Charaktere bleiben oberflächlich. Da ist zum Beispiel Nics Mitbewohner Mark, der schwul ist und dem gleichen "Beruf" wie Nic nachgeht. Mark spielt anscheinend eine wichtige Rolle in Nics Leben, er hilft ihm des Öfteren bei der Beseitigung von „Problemen". Trotzdem erfährt man nichts Näheres über diese Beziehung. Auch über Nics Familie erfährt man nicht viel, die Schwester ist drogensüchtig, der Bruder dient in Afghanistan, und zu den Eltern hat er praktisch keinen Kontakt mehr.
Der Charakter von Nic ist mir eigentlich das größte Rätsel. Als 17jähriger tötet er unbeabsichtigt und in Notwehr einen andern Jugendlichen. Er ist völlig aufgelöst. Aber 10 Jahre später, hat er das Töten praktisch zu seinem Beruf gemacht. Er liebt Gewalt, dass sind die Momente, in denen er sich gut fühlt. Was ist passiert in diesen 10 Jahren, dass sich Nic zu so etwas entwickeln konnte? Liegt es an den Jahren im Jugendknast? Weil die Eltern immer seinen Bruder vorgezogen haben? Verglichen mit anderen Jugendlichen hatte er eine privilegierte Kindheit. Wie kann jemand einerseits so gefühlskalt und andererseits so besessen sein? Nichts passt bei diesem Charakter zusammen.

„Hanna Jameson schreibt wie ein Engel - ein Engel auf Speed" So würde ich es nicht gerade bezeichnen, aber zugegebenermaßen entwickelt der Stil einen gewissen Sog, sonst hätte ich das Buch gar nicht zu Ende gelesen. Dennoch, wer hier einen Thriller erwartet, liegt falsch. Der Mord ist Nebensache und klärt sich eigentlich von selbst. Die Charaktere sind teilweise unstimmig oder oberflächlich. Es ist die Geschichte einer leidenschaftlichen Bessesenheit, die die Beteiligten unaufhaltsam in einen Abgrund aus Gewalt hineinreißt.

Für mich nicht der große Wurf, aber durchaus ein ordentliches Debut.