London noir

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Wenn bei dem Debüt von Hanna Jameson etwas Aufsehen erregen sollte, dann am ehesten das Alter der Debütantin. Jameson zählt erst 22 Lenze und hat mit „Kalter Schmerz“ einen Roman vorgelegt, dessen Autor man locker ein paar Dutzend Jahre älter schätzen würde, wenn man den Klappentext nicht gelesen hätte.
Da werden Leichen zersägt, Immigranten zusammengeschlagen und Liebe gemacht, dass es fast schon nicht mehr feierlich ist. Nic Caruana, mit allen Wassern gewaschener Auftragskiller, prügelt, schläft und metzelt sich quer durch die Londoner Unterwelt, als er den Auftrag bekommt, die Tochter eines einflussreichen Waffenhändlers aufzuspüren. Schnell muss Caruana feststellen, dass sein Auftrag verzwickter ist, als zunächst angenommen, und dass auch die verschwundene Tochter des Waffenhändlers einige Geheimnisse hatte, die Caruana langsam erkennen muss.

Die Geschichte, die Hanna Jameson in „Kalter Schmerz“ erzählt, ist sehr linear aufgebaut und verliert sich nicht in Nebensträngen. Abgesehen von zahlreichen Charakteren behält man stets einen guten Überblick über das Geschehen und ist dabei, wenn Caruana unbarmherzig seinen Weg zur Wahrheit geht.
Was mir im Buch allerdings an diversen Stellen nicht so zusagte, war die teilweise ins grotesk-splatterhaft abgleitende Gewalt, die stets ein wenig übermotiviert wirkt. Es scheint in manchen Passagen so, als müsste Jameson beweisen, dass sie trotz ihres Alters schon mit den Größen der Hardboiled-Schule mithalten kann. Dies wirkt nicht unbedingt lächerlich, aber ernst nehmen kann man „Kalter Schmerz“ auch so nicht zwingend.

Dennoch ist das Buch uneingeschränkt für alle Freunde von harter und schneller britischer Kriminalliteratur. Bei dem Alter der Autorin dürfen wir uns sicherlich noch auf diverse weitere Romane freuen, die gerne noch inhaltlich etwas stimmiger werden dürfen – ansonsten aber sehr empfehlbar!