War es so in den 1980ern?

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nadines_buecher Avatar

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War es so, in den 1980ern? Reihenhaussiedlungen mit gebrochenen Charakteren, die für ihre Kinder nur das Beste wollten und sich ständig von den anderen abzusetzen versuchten, weil sie das Haus in dem sie wohnten mit allen gleich machte? Unerfüllte Frauenträume, da Muttersein plötzlich ihr Job wurde und nur Kunst und Kunsthandwerk erlaubt war um sich selbst zu verwirklichen? Blieb man in einer Ehe gefangen, weil man eben nun mal verheiratet war und den Kindern Heim und Familie bieten wollte? Die Autorin lässt ihre Ich-Erzählerinnen und Erzähler, worunter auch Kinder zu Wort kommen und ihr Erleben darstellen, zu Wort kommen und schonungslos berichten, was in ihrem Leben richtig und falsch läuft - oder was sie meinen was richtig und was falsch läuft. Die abgeklärte Rita, die sich zu Nachbarin Ulla hingezogen fühlt und deren scheinbar perfekte Kinder ständig mit ihren beiden Töchtern vergleicht. Die häuslicher Gewalt ausgesetzte Ulla, die es nicht schafft sich von ihrem Mann zu trennen und aus jeder Not eine Tugend macht, wohl merkend dass Rita sie ständig austrickst wenn es um die Kinder geht aber ihr gegenüber ebenso machtlos wie ihrem Mann gegenüber. Ullas Kinder, die die Schläge mitbekommen, aber aufgrund ihres Alters unterschiedlich damit umgehen. Die Kleine voller Mitleid, die große voller Wut, dass sie so anders werden will wie ihre Mutter, leben, sich ausleben. Ein interessantes Stimmungsbild einer Zeit, die heute meist nur noch wegen ihrer schrägen Mode zitiert wird. Die verschiedenen Perspektiven liefern ein Prisma an Zeitgeschichte. Gefällt mir. Das Cover und der Titel sehen eher nach Science Fiction aus, meine ich. Deshalb wäre mir das Buch nicht unbedingt aufgefallen.