glaubhaft unschön

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nahadriel Avatar

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 Roger Smith zeichnet mit "Kap der Finsternis" keine gute oder auch nur augenscheinlich faire Welt, aber eine glaubhafte Szenerie allgegenwärtiger Brutalität. 

Die Handlung besteht auch in dieser Leseprobe aus mehreren parallelen Handlungssträngen, die aber vermutlich recht bald nach dem Ende der Probe zusammengeführt werden (würden); dadurch entsteht Tempo im Geschehen, in dem wiederum stets eine Vergangenheit angedeutet bleibt, die auf die aktuellen Geschehnisse einwirkt, da die Akteure sich in den solchermaßen bestehenden Verhältnissen bewegen; sei es zum Beispiel die Flucht der Familie aus Amerika oder das Verhältnis der Eheleute zueinander. 

Da die Vergangenheit nur angedeutet wird und sich niemand - sei es gedanklich oder sonstwie - erklärt oder sein Tun begründet, bekommt der Leser die Charaktere kompromißlos gleichsam als fertige Produkte vorgesetzt, die er ohne sie zu durchschauen oder ihre Gründe nachvollziehen zu können, akzeptieren muß. Lediglich die Vergangenheit des Benny Mongrel wird beleuchtet, ohne daß dieser auf den ersten Seiten aktiv eingreift. Jedoch erhalten alle Charaktere immer wieder skizzenhafte Charakterzüge, die in ihrer Knappheit Stimmungen erzeugen können und ausreichend viel anbieten. 

Der Stil des Autors ist düster, ohne überzeichnet zu wirken, so daß eine dichte Athmosphäre der Spannung entsteht, die durch das Ende der Leseprobe an einer scheinbaren Schlüsselstelle auf eine vorläufige Spitze getrieben und vorerst dort gehalten wird.