Nichts für schwache Nerven

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kainundabel Avatar

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Jack Burns, seine hochschwangere Frau Susan und der vierjährige Matt stammen aus Amerika und leben in Kapstadt, wo sich "die Sonne im Meer ertränkt". Familienidylle pur, in die jäh die Katastrophe in Gestalt von zwei zugedröhnten Männern einbricht. Was sich dann in schneller Szenenfolge abspielt, lässt den Atem stocken. Der Leser wird hin- und hergerissen zwischen dem teilweise abstoßenden Sprachjargon, dem radikal-direkten, brutalen Erzählstil und der nervenzerreißenden Spannung. Jedes Wort sitzt, wenn es darum geht, die Protagonisten vorzustellen, knapp geschieht das, sachlich, nüchtern, emotionslos und erzeugt dennoch beim Leser Mitleid, Ablehnung, Ekel. Allen voran der bigotte, korrupte Inspector Barnard, der seine Macht rücksichtslos ausübt, überzeugt davon, dass Gott sie ihm gegeben habe. Geradezu unglaublich, wie es dem Autor gelingt, den Spannungsbogen immer wieder aufs Neue von einem Höhepunkt zum anderen zu schlagen; die Entspannung währt nur kurz, bevor unerwartete Details und Wendungen den Leser kalt erwischen. Jack hat etwas zu verbergen, freiwillig scheint er sich Südafrika nicht als Domizil ausgesucht zu haben, sein Pass weist ihn als Mr. Hill aus...

Anfangs musste ich bei Smith' Sprachstil etliche Male schlucken, ja, er widerte mich zunächst an. Doch schnell erkennt man: Er macht sich den Jargon der Personen zu eigen, die seinen Roman bevölkern. Das lässt ihn in kürzester Zeit ausgesprochen authentisch erscheinen. Jede sprachliche Schönfärberei wäre diesem Szenario völlig unangemessen, wäre verlogen und könnte nur als Tribut an übersensible Leser verstanden werden.

"Kap der Finsternis" ist kein Roman für schwache Nerven!! Ich habe die Leseprobe um Mitternacht gelesen, was dem Schlaf keineswegs förderlich war. Das Entsetzlichste kam auf Seite 36: Die Leseprobe war zu Ende - und das Buch erscheint erst in drei Wochen. Dafür werde ich mir schon jetzt eine Wochenend-Lesenacht reservieren. Es wird  unmöglich sein, dieses Buch aus der Hand zu legen.