Schnell, hart, modern ...

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bildersturm Avatar

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 Um es vorwegzunehmen: KAP DER FINSTERNIS beginnt als waschechte _hardboiled fiction_ in einem unverbrauchten Umfeld. Kapstadt bietet eine wunderbare Kulisse für eine Geschichte, die so ansonsten auch in allen anderen urbanen Brennpunkten dieser Welt beginnen könnte - atemlos, waghalsig und immer durchtränkt von jener schwülen Hitze, die sich beim Lesen bereits so unglaublich fiebrig anfühlt. 

Die Figur des Burn ist wirklich gut gelungen, obwohl das Andichten einer geheimnisvollen (und natürlich gewaltlastigen) Vergangenheit ein Motiv ist, das mittlerweile gehäuft in modernen Thrillern verwendet wird. So bekommt KAP auch eine (gewollte?) Nähe zum Actionfilm, während die Schilderung des _low life_ in Kapstadt in ihrem ungeschönten Realismus irgendwo zwischen Harlan Ellison und Joe Lansdale, zwischen klassischem p_ulp_ und s_platter punk_ angesiedelt ist. Auf den ersten 30 Seiten wirft uns der Autor gleich in ein unbequemes Milieu, berichtet von Gangs und ihren Regeln, von Korruption und Überlebenskampf, beschreibt einen Meth-Kick und einen Schuss in den Kopf, der in seiner mitleidlosen Nebensächlichkeit noch viel härter trifft. Unser Sympathiefokus bleibt so auf Burn, der zwar eingangs etwas arg übertrieben Übermenschliches vollbringt und sich (moralisch nicht einwandfrei) in Selbstjustiz übt, aber auf dessen scheinbar nicht ganz einfache Beziehung zu Frau und Sohn man sehr neugierig wird. Tja - und dann klingelt plötzlich während einer Polizeikontrolle das Handy einer im Kofferraum liegenden Leiche ...

Ich harre gespannt der Dinge, die sich daraus ergeben. Bislang ein harter Thriller, der kein Blatt vor den Mund nimmt.