Kap ohne Hoffnung

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laleli Avatar

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Das Kap der guten Hoffnung…so nannten die Seeleute früher den gesegneten Landstrich Südafrikas, in dem sich Kapstadt befindet. Doch was uns R. Smith in seinem Roman vorstellt, ist ein Kap ohne jede Hoffnung, eben ein „Kap der Finsternis“.

360 Seiten lang führt uns der Autor durch die Elendsviertel der Stadt, durch ein Leben ohne Hoffnung und Mitleid, geprägt von allgegenwärtigem Drogenkonsum, Prostitution, Bandenkriegen und Morden, die schon fast beiläufig verübt werden, so alltäglich ist die Gewalt. Kinder werden in den Familien vernachlässigt und missbraucht, auf den Straßen wird ebensoviel gedealt, gefoltert, gehurt und gelyncht wie in den Gefängnissen und korrupte Polizisten halten diesen Motor der Vernichtung noch am Laufen, solange er nur Profit für sie abwirft.

Die kleine Kriminalgeschichte, die dieses minutiös und mit viel Insiderwissen geschilderte Verbrechensprotokoll Kapstadts zusammenhält, tritt dem gegenüber fast in den Hintergrund: Da ist die Entführung eines Kindes aus einer nur scheinbar heilen amerikanischen Familie und der ebenfalls nur von außen gesehen rechtschaffene Polizist, der im Auftrag der Regierung der Korruption den Kampf angesagt hat und dabei gleich noch eine offene Rechnung begleichen kann…

Überwältigt schlägt der Leser den Buchdeckel zu: Überwältigt von Traurigkeit und Hilflosigkeit angesichts der sinnlosen Gewalt in dieser von Unmenschlichkeit und Ausweglosigkeit geprägten Lebenswelt. Und der Autor lässt ihn allein mit seiner Trauer, denn das Buch bietet keinerlei Perspektive der Hoffnung und - was noch schlimmer ist – es liefert wenig Erklärungen und Hintergründe dafür, wie sich diese Zustände überhaupt so entwickeln konnten. Was es bietet, sind Momentaufnahmen verbrecherischer Taten, so als ob beim Kaffeetrinken im Hintergrund der Fernseher ohne Ton mit einem CNN-Bericht aus einem der vielen Krisengebiete der Welt läuft. Es sind schreckliche und aufwühlende Bilder, die wir in uns aufnehmen, ohne sie wirklich verarbeiten und einordnen zu können. Mag sein, dass mit dem Buch der eine oder andere naive Südafrika Urlauber, der das Land für ein Paradies hält, aufgerüttelt werden könnte, wenn er es denn liest. Mag sein, dass die Leser des Buches nun etwas aufmerksamer die Südafrika Berichterstattung auf den Auslandsseiten der Zeitungen verfolgen werden. Doch insgesamt ist der politisch interessierte Leser sicher mit einem guten Sachbuch zum Thema besser bedient als mit dieser etwas unglücklichen Verquickung von Reportage und Fiktion.