Geld regiert die Welt

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buecherfan.wit Avatar

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In John Lanchasters Roman "Kapital" geht es um die Bewohner der Südlondoner Pepys Road. In den ersten beiden Kapiteln werden zwei Häuser vorgestellt,. In Nr. 42 wohnt die 82jährige verwitwete Petunia Howe, die schon hier geboren wurde. Vor ihr haben schon zwei Generationen ihrer Familie dort gewohnt, seit ihr Großvater das Haus gekauft hat. Sie ist einsam seit dem Tod ihres Mannes Albert fünf Jahre zuvor und wartet auf den Lieferservice der Firma Tesca. Der Leser erfährt Details aus ihrem Leben und aus der Geschichte ihrer Familie. Im Haus Nr. 51 gegenüber von Petunia Howe wohnt der Banker Roger Yout, 40, mit seiner Frau Arabella und den Söhnen Joshua undConrad. Die Familie hat einen aufwendigen Lebensstil und ist dringend auf den Bonus von Pinker Lloyd, Roger Youts Bank angewiesen. Roger hofft, dass er eine Prämie von 1 Millionen Pfund erhalten wird, sonst droht der finanzielle Ruin. In diesem Kapitel erfahren wird nicht nur, wofür Familie Yout ihr Geld ausgibt, sondern auch viele Details über alle möglichen Transaktionen, speziell Devisengeschäfte, denn Roger Yout ist Chef der Devisenabteilung. Am Ende des Kapitels hält Roger eine Besprechung mit seinem Stellvertreter Mark ab, an der auch sein höchster Vorgesetzter Lothar Billinghoffer teilnimmt. Hier zeichnen sich erste Probleme ab. Roger ist weniger gut informiert als sein deutlich jüngerer Stellvertreter, den er im übrigen völlig falsch einschätzt. Im übrigen wissen wir aus dem Klappentext, dass Roger die Million nicht erhalten wird.
Die größeren Probleme, die der moderne Gesellschaftsroman behandelt, werden zunächst nur angedeutet. Es wird um die aktuelle Krise der Finanzwelt gehen und um Gentrifizierung, die in der Pepys Road im Gange ist bzw. bereits stattgefunden hat. Darunter versteht man die sozioökonomische Umstrukturierung von städtischen Wohngebieten. Finanziell besser gestellte Mieter und Eigentümer bewohnen Wohnungen und Häuser, die vorher den unteren sozialen Schichten vorbehalten waren. Dadurch steigen die Immobilienpreise, und die ursprünglichen Bewohner werden vertrieben. Dass dieser Prozess zu sozialen Spannungen führt, leuchtet ein. Eine multiethnische Bevölkerung, wie sie auch für einige Londoner Stadtteile typisch ist, verschärft diese Probleme noch. Die Unruhen im Südlondoner Stadtteil Brixton im Jahr 1981 und immer wieder in den 90er Jahren (Brixton Riots) sind noch nicht vergessen. Auch um Konflikte mit chancenlosen Zuwanderern wird es in diesem Roman gehen.
Die Leseprobe liest sich gut und macht bereits auf den ersten Seiten auf interessante Themen aufmerksam. Als Leser möchte man wissen, wie sich die Konflikte entwickeln, speziell, was hinter der rätselhaften Nachricht steckt, die die Bewohner der Pepys Road erhalten.