Kapital

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mrs-lucky Avatar

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Diese Woche hat mich spontan keiner der Romane besonders angesprochen. Dann habe ich mir (zum Glück) die Leseprobe zu "Kapital" als kleine Frühstückslektüre vorgenommen, und bin sofort in die Geschichte eingetaucht. John Lancaster erzählt im Plauderton aus dem Leben in der Vorstadt Londons in der Zeit vor der Finanzkrise. Die Sprache variiert eindrucksvoll und zur Situation passend, wenn er die verschieden Personen charakterisiert. Bei der Petunia, einer älteren Dame in den achzigern, eher bedächtig und überlegt, im Falle des Bankers Rogers Yount eher beiläufig, oberflächlich plappernd, aber mit einigen poitierten Spitzen. So etwas gefällt mir sehr gut. Die Leseprobe ist temporeich, voll mit Informationen, Anspielungen und einem unterschwelligen subtilen Humor. Der Roman scheint ein Debüt zu sein. Wenn John Lancaster diesen Stil bei behält, scheint das ein interessantes Lesevergnügen zu sein. Wie gut, dass es Vorablesen gibt, in der Buchhandlung hätte ich dieses Buch links liegen lassen, weil mich Cover und Titel nicht angesprochen hätten. Den Titel finde sehr gewagt. Zwar ist die Anspielung auf Karl Marx thematisch sicher passend, wäre für mich aber spontan eher negativ behaftet und hätte mich davon abgehalten, den Roman in die Hand zu nehemen. Nach der Leseprobe empfinde ich das eher als gewitzt und würde die Geschichte gerne weiter lesen. 

Nach Recherchen bei Amazon scheint John Lanchester schon andere Romane veröffentlicht zu haben, die mich noch neugieriger auf diesen Autor machen, da die Rezensionen allesamt auf einen sehr feinsinnigen Humor und intelligente Geschichten hinweisen.