Die Geschichte eines Flirts

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
larischen Avatar

Von

Gottlieb entscheidet sich eines Abends bei einer Telefonsexhotline anzurufen. Er landet bei Marie und schon bald wird klar, dass dieses Telefonat anders laufen wird, als von beiden erwartet. Gottlieb erscheint von der Situation überfordert und Marie kommt mit ihren „herkömmlichen“ Tricks kein Stück weiter.
Und obwohl das Gespräch ganz anders verläuft, als geplant, finden die Zwei Gefallen am Austausch und verbringen irgendwie dann doch die Nacht gemeinsam.

Bernhard Aichners „Kaschmirgefühl“ wurde als kleiner Roman über die Liebe betitelt. So ganz würde ich das nicht unterschreiben. Ob das, was sich zwischen den beiden entwickelt wirklich Liebe ist, würde ich bezweifeln. Es ist aber auch jeden Fall die Geschichte eines Flirts und einer vorsichtigen Annäherung.
Das Gespräch beginnt sehr holprig und so ganz ehrlich sind die Beiden auch nicht immer miteinander. Als Leser ist es total faszinierend zu sehen, wie es sich weiter entwickelt und was wohl der lebhaften Phantasie der beiden entsprungen ist.

Der Schreibstil von Aichner ist super angenehm. Der Roman ist tatsächlich in Gesprächsform geschrieben und der Autor schafft es, beiden Protagonisten ihre eigene Sprache zu geben, sodass man immer weiß, bei wem man sich gerade befindet.

Ich habe auch Vergleiche mit Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“ gelesen. Die kann ich überhaupt nicht unterschreiben. Glattauers Roman fand ich schnulzig und weichgespült. Ich fand Aichner hat mit „Kaschmirgefühl“ einen Roman geschrieben, der viel lebensnäher und nicht so verträumt romantisch ist.

Betonen muss man in diesem Fall tatsächlich die Gestaltung. Das Buch ist ein echter Hingucker und hat auch eine ganz besondere Haptik. Damit hat man sich also wirklich viel Mühe gegeben. Dafür ist der Roman, wenn man seine Kürze berücksichtigt, doch recht teuer.

Insgesamt habe ich „Kaschmirgefühl“ von Bernhard Aichner sehr gerne gelesen und würde jederzeit wieder zu einem seiner Romane greifen. Der allerdings eine verträumt romantische Geschichte sucht, der sollte wohl lieber zu einem anderen Roman greifen. Zwar kann man hier einem Flirt folgen und das Knistern kommt teilweise auch beim Leser an, aber ich habe die Geschichte zu keinem Zeitpunkt als schnulzig empfunden.