Thriller kann Aichner besser

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Mit „Kaschmirgefühl“ wagt sich Thrillerautor Bernhard Aichner jetzt auf das Liebesroman-Terrain. Dieser Liebesroman ist eher von der seichteren Sorte und besteht ausschließlich aus dieser einen Nacht und dem Telefonat zwischen Gottlieb und Marie. Am Anfang fand ich die Idee originell, weil es eine andere Art von Liebesroman ist und die Protagonisten sich nicht auf die sonst so typische Weise finden. Der berühmte Funken, der am Anfang glimmte, ist dann bei mir leider schnell erloschen.

„Kaschmirgefühl“ ist ein auf etwas über 180 Seiten geführter Dialog zwischen Gottlieb und Marie, die sich schön ausgeschmückte Versionen ihrer eigenen Lebensgeschichten erzählen. Vieles wirkte zu weit hergeholt und wurde immer skurriler. Es war für mich schnell offensichtlich, dass immer ein Teil dessen was die Beiden erzählen gelogen ist. Was davon gelogen ist, muss natürlich jeder selbst herausfinden.

Letztendlich war es aber der Dialog bzw. die Handlung, falls man es Handlung nennen kann, die mich störte. Der Dialog war mehr ein Dahingeplänkel und Gerede. Emotional konnte mich keine der Geschichten – egal ob ausgedacht oder wahr – erreichen. Romantik war sowieso Fehlanzeige. Den Charakteren stand ich am Ende eher neutral gegenüber. Sie waren nicht unsympathisch, aber mein Herz haben sie nicht im Sturm erobert. Auch blieb der große Überraschungseffekt aus, denn die Auflösung war doch sehr schnell deutlich und abzusehen. Und letztlich fehlte mir die Tiefe. Sowohl handlungs- als auch charaktermäßig ist das Buch eher oberflächlich gehalten – eben auch durch die Lügengeschichten. Man kann sich nie sicher sein, was nun wirklich alles wahr oder erfunden ist. Daher war es für mich schwer, die Charaktere zu verstehen oder ihnen irgendwelche besonderen Eigenschaften zuzuschreiben.

Der typische Schreibstil des Autors, den Leser bereits aus seinen Thrillern kennen, findet sich auch hier wieder. Kurze, knappe Sätze und Wortwechsel machen den Schreibstil aus. Der Text wird von Spiegelstrichen durchzogen, die den Dialog deutlich machen. Aichners Schreibstil ist simpel, weiß aber immer wieder zu überzeugen.

KURZ & KNAPP
Mit „Kaschmirgefühl“ wagte sich Bernhard Aichner auf neues Terrain, das für mich aber nicht ganz funktionierte. Sein Liebesroman ist ein eher kurzweiliges Lesevergnügen, das mich weder gefühlsmäßig erreichen konnte noch genügend Tiefe hatte. Auch die Charaktere blieben eher oberflächlich. Die Idee und den Schreibstil mochte ich sehr, in der Umsetzung wäre noch viel Potenzial nach oben gewesen.