Charmant, witzig, modern, jugendlich - not in waiting!

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writereadpassion Avatar

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Bewertung:
Das Cover ist WOW! Ich stehe ja nicht auf dieses Glitzerzeug, noch auf Gold, aber das passt einfach hervorragend! Die gesamte Aufmachung ist im Musical-Stil ausgerichtet: Kates Haare in glitzergold, im Hintergrund Sternchen, der Titel als Scheinwerfer umfunktioniert. Das ganze Buch ist nach dem Theater-Stil gestaltet. Nicht nur die Außenaufmachung, auch die Kapitel. Der Prolog heißt Ouvertüre und die Kapitel Szenen. Und zu jedem sind auch noch Sterne dabei, die ja auch auf der Außenverkleidung abgedruckt sind. Selbst die Danksagung - die Verbeugungsrunde - hat die Autorin passend im selben Stil geschrieben.

Der Spiegel-Sticker auf dem Cover stört das harmonische Bild, mal wieder! Wenigstens ist es nicht mittendrin aufgeklebt, wie die das gerne machen. (Idioten. Ist doch wahr!) Leider bekommt man es - natürlich 🙄 - nicht ab, habe es versucht. Da bleiben Reste zurück, auch unschön. Die ganze Aug lässt sich der Verlag auch was kosten; mit 13 € ist es für durchschnittliche 300 Seiten etwas teuer. Das wäre eigentlich ein gewöhnliches Taschenbuch. Aber die Gelaufdrücke wäre dafr ungeeignet.

Der Klappentext passt ebenfalls zum gesamten jungen und theaterischem Stil. Er kommt sehr witzig und charmant rüber. Da ich selbst früher leidenschaftlich Theater gespielt habe, hat mich das Buch angezogen.


Der Prolog ist in Andersons Sicht, das hat mich überrascht. Ich nahm an, wir erfahren die Geschichte nur von Kate. Und das ist leider auch so, sehr bedauerlich. Ich hätte es viel erfrischender und lebhafter empfunden, wenn die Autorin beide zu Wort hätte kommen lassen. Durchweg. Warum nicht auch mal einen Jungen erzählen lassen? Das ist wieder so Schubladen-Typisch, immer sind es die Mädchen und Frauen.

Anderson und Kate sind typische Jugendliche in modernen Zeiten mit Instagram und Jugendsprache. Auf Seite 30 erfährt man nach vielen Malen, dass Garfield nicht ihr Spitzname, sondern ihr Nachname ist. Mich hat bei den beiden irritiert, dass sie nie auf den Gedanken gekommen sind, dass das Doppelte-Verknallt in ihrem Alter mehr schlecht als recht gehen wird. Als Kinder und junge Teenager passt das ja noch, aber mit 16 Jahren verlieben sich die meisten zum ersten Mal, da ist jeder Dritte im Bunde zu viel. Wie viele Freundschaften sind schon an diesem Problem gescheitert ... Aber die Zwei denken darüber gar nicht nach. Für mich eine logische Alterskonsequenz, dass das nicht funktionieren kann. Und das tut es ja auch bei den beiden nicht, ganz klar.

Man spürt die Schwärmerei deutlich, mich irritierte nur, dass das schnell in verknallt sein und dann in verliebt sein, dann wieder nur verknallt sein - alles hin und her pendelte. Aber wie die sich verhalten, das ist keine richtige Verliebtheit, das kommt auf mich nicht sehr erwachsen rüber. Für mich ist das klar jugendliche Verknalltheit. Hier fehlte mir ebenfalls - wie zu den Charakteren generell - Klarheit, was es nun darstellen soll. es ist nämlich ein Unterschied zwischen Schwärmerei/Verknalltheit und Verliebtheit.


Es gibt auch ein paar Ungereimtheiten, ein Beispiel:

Kates Mutter redet von einer alten Freundin und erwähnt ihren Sohn Matthew. Da folgert Kate wie aus dem Nichts, dass Matt damit gemeint ist. Wie kommt Kate denn ohne Anhaltspunkte von Matthew auf Matt?? Ich bin völlig überrascht gewesen, das ist ja total aus den Haaren rausgezogen! Matthew ist ein sehr häufiger Name in Amerika, ebenso die Abkürzung Matt. Wer kommt da bitte auf ausgerechnet den Matt? Hier merkt man einfach wieder das zu gewollte der Autorin. Weiteres in der Lese-Chronik.

Das Buch ist von Beginn an sehr jugendlich erzählt. Man merkt wirklich, dass Jugendliche (Anderson ja nur zu Beginn) erzählen. Die Autorin hat eine sehr jugendhafte Sprache genommen, aber auch nicht irgendeine, sondern eine ganz aktuelle. Ich kann echt schreiben, dass die heutigen Jugendlichen ja richtige Straßensprachen/Jugendsprachen beherrschen. Das gab es zu meiner Zeit (1990) noch nicht richtig. Wir hatten die ganz normalen feindlichen Ausdrücke und Beleidigungen. Aber diese sogenannte Jugendsprache war noch nicht vorhanden und gar nicht erst vorherrschend. Ich merke das ja: Ich verstehe diese Sprache nicht wirklich, viele Wörter hinterlassen nur Fragezeichen. Für mich ist das auch ein Kulturabfall der deutschen Sprache. Finde ich ganz furchtbar. Die Autorin hat natürlich hier keinen Slangs und extremste Beleidigungen eingebaut. Aber es handelt sich schon um eine Art der Jugendsprache, ich habe einige Wörter gar nicht verstanden. Dann gibt es die in Satzkombinationen - hä? Aber es passt eben zur heutigen Zeit und macht das Buch umso glaubwürdiger.

Die Sprache und die Technik hat sich in den letzten 15 Jahren so massiv verändert - ganz anders als die Jahre und Jahrzehnte zuvor. Das war um 2006 rum ein Riesensprung, eine Entwicklung nach der anderen und das monatlich, hat man den Eindruck. In keiner Zeit hat sich diese Veränderung so geballt auf wenige Jahre und so rasant zugetragen. Ich kann es immer noch nicht richtig fassen. Deshalb tue ich mich auch mit dieser hochmodernen Zeit schwer, weil meine Kindheit und Jugend in dieser Zeit war, ich steckte also zwischen den Welten dazwischen. Etwas altes, etwas neues und plötzlich der Satz nach vorn in voller hochmoderner Zeit. Die jetzige junge Generation mit den Jugendlichen kennt es ja nicht anders. Ich merke, dass das ein großer Unterschied ist.

Die Charaktere sind fast alle Teenager. Das merkt man an vielen Stellen sehr und es passt auch wunderbar. An manchen Stellen wird es unglaubwürdig erwachsen und gebildet. Die Teenies hauen hin und wieder Wörter heraus, die selbst ich außerhalb der Jugendsprache, nicht kannte. Da hat die Autorin ihr eigenes Sein in die Jugendlichen reingesetzt. Ich finde, man merkt die Diskrepanz; einerseits die Jugendsprache mit ihren merkwürdigen Wörtern, andererseits plötzlich hochgebildete Fachwörter. Das passt einfach nicht und ist hier fehlerhaft! Sie wirken zum Teil einfach auch in ihrem verhalten nicht wie 16 Jährige, eher wie 13 Jährige. Ich kann mich da persönlich nicht reinfühlen, da ich selbst als Kind sehr erwachsen war. Hier passt das Benehmen recht gut, denn schon in meiner Generation waren meine Mitjugendlichen sehr kindlich bis kindisch. Und auch die heutigen sind eher albern und kindlich als bodenständig und reif. das hat die Autorin also auch gut transportiert.

Es sind aber auch coole Begriffe dabei, wie Augasmus. Das klingt total nach mir, ich erfinde auch sehr gerne neue Wörter. 🤣 Der Augasmus ist das, was die hier genannten A-Typen tun: so verführerisch wie möglich gucken. Genial, das Wort merke ich mir. 🤣 Das Musical, das sie aufführen, Once Upon a Matress, ist auch ungewöhnlich in Sachen Namen. Da gibt es einen König Sextismus. Bei so manchen Dingen habe ich das Gefühl, das wird absichtlich gemacht. Es kann mir doch auch hier niemand erzählen, dass man bei Sextimus nicht an Sex gedacht hat und an das, was der Name auslöst, gerade in dieser Gesellschaft, wo alles versextelt wird. Also bitte ... für wie blöd hält man uns? Oder auch ein tolles Wort: Arschlochtypistik. Das ist ein imaginäres Studienfach.

Ein sehr gesellschaftlich aktueller Roman bezüglich sexuelle und geschlechtliche Orientierung. Das wird hier wie selbstverständlich eingebaut und erzählt. Da fehlte mir etwas die negativen Rückmeldungen und Vorurteile, die ja immer noch sehr im Kurs sind. Die Geschichte ist hierzu sehr gewollt harmonisch. Eine Gesellschaft, wie wir sie haben wollen. Es ist schon unrealistisch in einer kleinen Clique einen Braunen (Schwarzer und Farbiger passt ja nicht, sind ja nicht schwarz oder farbig - wer das erfunden hat), der schwul ist, eine Bisexuelle und einen Transvestiten zu haben. Und später kommt noch ein Schwuler dazu, genau zur richtigen Zeit. Die Autorin hat hier versucht alles mögliche an Moderne reinzupressen, auch was technische Fortschritte heute angehen, inklusive der Jugendsprache. Es passt von der Modernität hervorragen, aber alles geballt kommt es doch zu gewollt rüber.

Das Ende ist nicht nur lau, sondern hat mich enttäuscht. Über die ganze Geschichte hinweg geht es um das Musical und am Ende die Premiere dazu. Doch doch folgt gar nicht. Nach dem Premiereabend (Genrealprobe) ist Schluß. Ende. Over. Ich blieb etwas ungläubig und sehr genervt zurück.



Fazit:
Ein rundherum - von Außen und Innen, von Anfang bis Ende - angepasster jugendlicher und theaterkünstlerischer Stil. Das habe ich so noch nie gesehen; dass wirklich alles aufeinander abgestimmt ist. Das ist hier wirklich einzigartig! Sehr modern, ja doch recht zu modern oder schreiben wir mal zu sehr alles haben wollen, sodass es nicht wie die Wirklichkeit, sondern eher als Utopie rüberkommt. Sehr schade. Aber auch der spritzige Humor soll nicht unerwähnt bleiben, ich musste einige Male auflachen, die Dialoge und Gedanken sind an manchen Stellen echt schräg und ulkig.

Die Geschichte und ihren Verlauf hat ein paar Ecken und Kanten, aber es ist so besonders andersartig und neuartig im Ganzen (die Idee ist nicht neu), dass ich einfach nicht weniger als 4 Sterne vergeben möchte!

Ein tolles, vor allem hochmodernes Buch für die jetzige Jugend. Erwachsene, die es lesen wollen, werden von dem Charme eingesogen, müssen aber eine gewisse Offenheit der Jugendsprache gegenüber mitbringen.



😈 Lesen auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2998281862/



COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐⭐⭐⭐⭐

AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT) ⭐⭐⭐⭐⭐

GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐⭐⭐⭐

VERLAGSPREIS (ANGEMESSEN/ZU TEUER/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐⭐

GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐⭐

ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐⭐⭐

ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐⭐

HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐⭐,🌠

CHARAKTERE ⭐⭐⭐,🌠



P.S.: Ich hatte die ganze Zeit das Hörbuch auf meiner WuLi und habe gewartet, dass Bookbeat es reinbekommt. Und gewartet, und gewartet ... dann hatte ich keine Lust mehr auf Warten und habe es mir am Freitag, 2. Juli als Buch gekauft. Ich meinte noch zu meiner Mutter " Wetten, jetzt, wo ich es mir gekauft habe, kommt es bei Bookbeat rein?!" Und voilà - sehe eben, es ist nun drin. Danke, Bookbeat! 🤨🙄




Für den Verlag:

Ein Fehler? Seite 165, Zeile 1 von unten:
"Er trägt. Keine Hose", sagt Noah. Ist der Punkt dazwischen Absicht? Normalerweise ist bei einem deutlichen Ausdruck dann bei allen Wörtern ein Punkt. So liest sich das merkwürdig.

Fehler? Seite 313, Zeile 5:
ich glaube, es ist Krankenschwester und nicht kranken Schwester gemeint.

Fehler, Seite 193, Zeile 2:
Die Apostrophe fehlen.