Nettes Jugendbuch mit etwas anstrengenden Charakteren, aber guter Botschaft

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feliz Avatar

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Das Cover finde ich ehrlich gesagt nicht gelungen. Nicht, dass ich es furchtbar finden würde, aber es sticht weder aus der Masse heraus noch finde ich es besonders ansprechend. Ich hätte es vielleicht besser gefunden, wenn man einfach nur ein paar stilisierte Figuren auf der Bühne dargestellt hätte, weil das einfach besser gepasst hätte.

Die Story klang für mich recht reizvoll: Kate Garfield und ihr bester Freund Anderson Walker sind einfach unzertrennlich. Sie leben für Musicals, fiebern jedes Jahr wieder auf die Besetzungen im High School Musical entgegen und sie teilen den selben Geschmack bei Jungs. Das zeigt sich auch, als Matt Olson neu in die Klasse kommt. Beide sind sofort Feuer und Flamme und wollen den süßen Typen unbedingt für sich gewinnen. Doch je näher sie Matt kennenlernen, desto ernster wird die anfängliche Schwärmerei und plötzlich buhlen Andy und Kate um den selben Jungen, aber was will der überhaupt?

Ich war ehrlich gesagt sehr gespannt auf die Geschichte, weil ich eher selten queere Jugendbücher gelesen habe, in denen hetero- und homosexuelle Freunde denselben Loveinterest haben und war sehr gespannt, wie das in diesem Buch umgesetzt werden wird, aber so ganz überzeugen konnte mich das Buch leider nicht. Das beginnt leider schon beim Schreibstil. Zwar liebe ich, dass die Kapitel sehr kurz sind, aber ich musste mich wirklich sehr an den Schreibstil gewönnen. Dieser ist absolut nicht schlecht, wirkt manchmal aber übertrieben und ich habe bestimmt gut die Hälfte des Buches gebraucht, um mich so richtig in die Geschichte einzufinden.

Dazu haben leider auch die Charaktere beigetragen. Vielleicht bin ich mittlerweile auch zu alt für diese Art von Jugendbuch, aber ich war echt häufig davon genervt, wie sie sich in diesem Buch verhalten haben. Ich habe immer wieder die Augen verdreht und den Kopf geschüttelt, weil ich Kate, aber auch Andy und die anderen so naiv fand. Zu Beginn des Buches verweist Kate immer wieder darauf, wie witzig es ist, dass sie und Andy immer wieder für die gleichen Jungen schwärmen und wie sehr das ein Teil ihrer Freundschaft ist. Ich fand das ein wenig schräg, weil man sich ja eigentlich nicht gerade wünscht, mit einem Freund um einen Typen zu konkurrieren. Es hat eine ganze Zeit gedauert bis ich verstanden habe, dass es sich bei diesen Schwärmereien nie um ernsthaftes Interesse handelt, sondern es vielleicht mit der Schwärmerei für einen Promi vergleichbar ist. Deswegen ist es bei Matt auch so anders, sie lernen ihn zwar im Sommercamp kennen, er wird durch seinen Umzug nach Roswell aber Teil ihres Alltags und so zu jemandem, den beide wirklich gerne haben. Dadurch konnte ich besser verstehen, warum es für die beiden so schwer ist, damit umzugehen, dass sie denselben Jungen mögen. Was mich aber noch viel mehr gestört hat, ist, dass Kate und ihre Freunde sich immer über die A-Typen, sprich die Arschloch-Typen, ihrer Schule aufregen, die angeblich einfach nur blöd sind und jeden in der Schule ausgrenzen. Sie sind aber selbst nicht besser. Nur weil jemand viel Sport macht und auf Partys geht, gehört er für sie schon zu den A-Typen, selbst Kates Bruder und sein bester Freund Noah, mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch übrigens, gehören zum erweiterten Kreis dieser Typen. Mich hat es immer wieder extrem aufgeregt, wie verurteilend Kate und ihre Crew ihren Mitschülern gegenüber sind, obwohl sie sich über genau das bei den A-Typen aufregen. Klar Kate hat schlechte Erfahrungen mit einigen von ihnen gemacht, die ihr nachhängen, aber deswegen alle über einen Kamm scheren, die nur im Entferntesten mit denen in Verbindung stehen, fand ich sehr schwach.

Ein positiver Punkt an diesem Buch war für mich aber der Umgang mit queren Themen, weil es mal nicht um Homophobie, Gewalt und Fremdouting ging, sondern einfach nur darum, dass sich ein Mädchen und ihr bester Freund in denselben Typen verlieben. Ich mag, wie herrlich normal all das in der Geschichte ist. Es wird kein großes Ding daraus gemacht, dass Raina trans oder dass Andy schwul ist, sondern es wird in einem Nebensatz erwähnt und dann einfach als gegeben angesehen. In vielen anderen Themen wird das Outing immer mit Homophobie und anschließender Gewalt in Verbindung gebracht, was leider ja auch immer noch Teil des Alltags vieler Menschen der LGBTQIA* Community ist. Dennoch gefiel mir, dass dieses Buch sich eben nur am Rande mit diesen Themen beschäftigt, sie aber nicht in den Fokus rückt. Das mag allerdings auch daran liegen, dass Kate nicht queer ist, sondern eben nur von außen darauf schaut und deswegen nicht mit der Problematik konfrontiert wird. Hier wäre es vielleicht interessant gewesen, die Geschichte nicht nur aus ihrer, sondern auch aus Andys Sicht zu erleben.

Alles in allem mag ich, wie die queeren Themen des Buches behandelt werden, mich kann das Buch allerdings dennoch nicht ganz überzeugen, weil ich die Charaktere teilweise wirklich nervig fand und ewig gebraucht habe bis ich mich halbwegs für sie erwärmen konnte. Auch der Schreibstil konnte mich nicht so ganz abholen und ich habe deutlich länger für das Buch gebraucht, als ich gedacht hätte.