Das Leben ist zwar nicht perfekt, aber immer noch ziemlich gut

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buecherfan.wit Avatar

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Mit ihrem Roman “Kater mit Karma” knüpft die neuseeländische Journalistin und Schriftstellerin Helen Brown an den internationalen Erfolg ihres Debütromans “Cleo” an und erfüllt damit den Wunsch zahlreicher Leser nach einer Fortsetzung.
Helen Brown lebt mit ihrem zweiten Mann Philip und ihren Töchtern Lydia und Katherine in Melbourne. Sie bereitet die Hochzeit ihres Sohnes Rob vor, als sie nach einer Routineuntersuchung erfährt, dass sie an Brustkrebs erkrankt ist. Etwa zur gleichen Zeit teilt ihre ältere Tochter Lydia ihr mit, dass sie nach Sri Lanka gehen und in einem buddhistischen Kloster leben wird. Dafür bricht sie ihr Psychologiestudium ab und verzichtet auf ihr Stipendium. Sie kommt zwar zu Helens Operation zurück und pflegt sie liebevoll, aber ihren ursprünglichen Plan gibt sie nicht auf. In diesen turbulenten Zeiten kann Helen jede Unterstützung gebrauchen, die sie bekommen kann. Ihre Schwester überredet Helen zu einem Besuch in einer Tierhandlung, um dort einen kleinen Siamkater anzusehen. Obwohl Helen nach dem Tod ihrer ersten Katze Cleo nie wieder eine Katze haben wollte, kann sie nicht widerstehen. Von da an wird Kater Jonah das Leben der Familie teilen. Er ist jedoch völlig anders als seine Vorgängerin und stellt die Geduld seiner Menschen auf eine harte Probe. Nur mit Hilfe von Katzen-Prozac kann er daran gehindert werden, ständig die Einrichtung zu zerstören und überall seine übel riechende Markierung zu setzen.
Helen Browns neuer Roman liest sich nicht schlecht, aber er lässt den Leser nicht so überwältigt und bewegt zurück wie “Cleo.” Für die erste Enttäuschung ist der deutsche Titel verantwortlich, der anders als Originaltitel “Cats and Daughters” suggeriert, dass dies im Wesentlichen ein Katzenbuch mit menschlichem Anhang ist. Tatsächlich wird der Kater lediglich am Anfang in einer Art Prolog vorgestellt und taucht erst auf Seite 150 wieder auf. Zwar zieht die Autorin immer wieder die Parallele zwischen Katzen und Töchtern und sieht den wichtigsten gemeinsamen Wesenszug in ihrem unbedingten Streben nach Unabhängigkeit, aber es ist dennoch nicht zu übersehen, dass Tochter Lydia im Zentrum des Romans steht und nicht Kater Jonah. Zum anderen ist der Unfalltod eines Kindes mit nichts zu vergleichen, was in Browns neuem Roman geschildert wird, so tragisch ihre Krebserkrankung ist und so traurig die Entfremdung zwischen ihr und der geliebten Tochter. Was die Autorin dann in aller Breite schildert, sind einerseits teils ziemlich banale Alltagsdinge - von mäßigem Interesse für die Allgemeinheit -, zum anderen die Details ihrer Brustamputation und -rekonstruktion samt Herstellung einer künstlichen Brustwarze aus Körpergewebe und späterer Einfärbung derselben durch eine Tätowiererin. In diesen Passagen ist der autobiografische Bericht oft detaillierter, als zwingend notwendig erscheint. Es gibt sie auch in diesem Roman - die anrührenden und komischen Begebenheiten aus dem Zusammenleben mit einem geliebten Tier, aber sie stehen nicht im Vordergrund. Von daher entfaltet der neue Roman eine ungleich schwächere Wirkung als “Cleo.”
Wer den ersten Roman nicht kennt, kommt dennoch auf seine Kosten und hat wegen der häufigen Rückblenden und erläuternden Zusammenfassungen keine Verständnisprobleme.