Katzen und Töchter

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sago Avatar

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„Kater mit Karma“ ist kein Katzenbuch im klassischen Sinne. Der Orginaltitel „Cats and Daughters“ ist daher viel passender, ich würde es als Katzen-Familien-Buch nach wahren Begebenheiten bezeichnen. Ich habe es mit großem Vergnügen gelesen. Die Geschichte beruht auf den Erlebnissen der Journalistin Helen Brown. Die Autorin ist gebürtige Neuseeländerin und lebt mittlerweile in Australien. „Kater mit Karma“ ist der Nachfolgeband zu dem Buch „Cleo“. Letzteres gilt mittlerweile als internationaler Bestseller. Zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Leseeindruck zur Leseprobe von „Kater mit Karma“ verfasst habe, hatte ich Cleo noch nicht gelesen und trotzdem Gefallen an der Leseprobe gefunden. Beide Geschichten stehen für sich allein und sind sicher auch unabhängig voneinander lesbar, auch wenn in „Kater mit Karma“ Bezug auf Ereignisse aus „Cleo“ genommen wird. Meine Empfehlung ist, „Cleo“ auf jeden Fall vorab zu lesen. Als ich die Nachricht erhielt, dass ich erfreulicherweise ein Vorabexemplar des „Katers“ gewonnen hatte, habe ich „Cleo“ noch schnell im Vorfeld gelesen. Dadurch konnte ich dann den Beginn des zweiten Bandes ganz anders würdigen, da mir die handelnden Personen bereits vertraut und zum Teil wirklich ans Herz gewachsen waren.
Der Stil von Frau Brown ist einfach und flüssig gehalten, ohne ins Seichte oder Kitschige abzugleichen. Gerade dass ihr Letzteres gelingt, kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden. Denn die Themen und Lebensprüfungen, mit denen sich die Autorin auseinander setzten muss (im ersten Band der tödliche Autounfall des ältesten, erst neunjährigen Sohnes vor den Augen seines Bruders, das Scheitern der Ehe und eine lebensbedrohliche Erkrankung ihres zweiten Sohnes, im zweiten Band die eigene Brustkrebserkrankung und die langen Aufenthalte ihrer ältesten Tochter in einem von Bürgerkrieg zerrissenen Land) wären von mancher amerikanischen Autorin sicher ganz anders verhackstückt worden. In beiden Büchern stellt jeweils eine Katze den guten Geist der Familie dar, auch wenn in „Kater mit Karma“ dieser gute Geist auch ein ganz schönes Teufelchen sein kann. Ich muss sagen, dass mir die Autorin nicht nur ausgesprochen sympathisch war, sondern dass ich sie auch wirklich bewundere. Trotz dieser Schicksalsschläge hat sie ihren Humor nicht verloren. Dieser wirkt jedoch nie verharmlosend. Vielmehr feiern beide Geschichten trotz der ernsten Problematik das Leben. Besonders beeindruckend fand ich in „Kater mit Karma“ die Schilderung der Krebserkrankung von Frau Brown. Als trauernder Angehöriger meide ich Krankengeschichten sonst grundsätzlich. Hier wurde sie mir quasi nebenbei serviert, und obwohl sich die Autorin nichts erspart, war es auch für mich gut auszuhalten. Während „Cleo“ hauptsächlich davon handelt, wie eine kleine Katze einer Familie nach dem Tod des Sohnes neuen Lebensmut gibt, steht in „Kater mit Karma“ ein Mutter-Tochter-Konflikt im Mittelpunkt. Angenehmerweise rührt der zweite Band daher weniger häufig zu Tränen als der erste.
Ich habe nicht nur die menschlichen Protagonisten, sondern vor allem die kätzischen wirklich lieb gewonnen. Cleo war eine Halbabessinierin, Jonah aus "Kater mit Karma" ein Siamese, bei dem man nicht sicher ist, ob es sich vielleicht doch um einen Tonkanesen handelt. Bester Lesestoff also auch für Liebhaber der orientalischen Katzenrassen, und wer schon einmal mit einer abessinischen Katze sein Leben teilen durfte, weiß ohnehin, wovon ich spreche. Einziges Manko in "Kater mit Karma" war für mich, dass man 150 Seiten warten muss, bis Jonah tatsächlich in das Leben der Familie tritt. Dennoch vergingen auch diese Seiten äußert unterhaltsam.