Spannender Fantasy-Roman mit kleinen Schwächen

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Sophie ist anders als ihre Mitmenschen. Nicht nur, dass die 12-Jährige hochintelligent ist und bereits mehrere Schulklassen übersprungen hat, sie trägt auch eine geheime Gabe mit sich, denn sie versteht es, die Gedanken anderer zu lesen. Ihr ganzes Leben lang fühlte sie sich daher wie eine Außenseiterin. Dies ändert sich an dem Tag, an dem sie auf Fitz trifft, einen Elfenjungen, der ihr eröffnet, dass sie ebenfalls ein Elf ist und zum Volk der Elfen gehört. Für Sophie beginnt eine abenteuerliche Reise, auch zu sich selbst.

Die Geschichte der Autorin Shannon Messenger erinnert in vielen Aspekten sehr stark an die Harry Potter Welt von J.K. Rowling. Ein auserwähltes Kind wird in der Menschenwelt entdeckt, verfügt über ungeahnte Zauberkräfte und verlässt ihre Menschenfamilie, um auf einer Zauberschule ausgebildet zu werden. Es gibt eine Zweiklassengesellschaft in der Elfenwelt – Adlige und Nicht-Adlige – und Wesen, die wir in der menschlichen Welt nicht (mehr) kennen, so z.B. Dinosaurier, Kobolde und Banshees.
Wer ein Buch mit so vielen Parallelen zu den Harry Potter Büchern schreibt, darf selbstverständlich den Vergleich mit jenen auch nicht scheuen. Um es ganz klar zu sagen, "Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch" kann in Bezug auf Komplexität, Intensität, Tiefe und die großartigen Dialoge nicht annähernd mit der Harry Potter Reihe mithalten. Es ist ähnlich wie bei einer Sängerin, die Whitney Houstons "I will always love you" singt und niemals an das Original herankommen wird, ganz gleich wie (technisch) gut sie auch sein mag. Das Gefühl des Zaubers und der Magie fehlt bei Shannon Messenger irgendwie. Ihre Geschichte spricht mehr den Verstand als das Herz an. Zumindest empfinde ich es im ersten Teil der neunteiligen Reihe so. Nichtsdestotrotz liest sich das Buch äußerst flüssig und die Spannung ist stets hoch. Man will wissen, wie es weitergeht und die Seiten fliegen dahin. Die Autorin schreibt sehr bildhaft ohne ausschweifend zu werden. Ihr Sprachstil ist locker und einfach, ohne Tiefe oder Poesie. Die für mich gefühlvoll stärksten Szenen waren die zwischen Sophie und ihren Adoptiveltern Grady und Edaline. Da hat die Autorin psychologisches und emotionales Feingefühl bewiesen und geht einmal wirklich in die Tiefe.

Nicht immer überzeugt hat mich die Übersetzung von Doris Attwood, denn man merkt an etlichen Stellen, dass sie aus dem amerikanischen Englisch übersetzte.

Ein Buch voll Spannung, Freundschaft, etwas Romantik und Selbstfindung, welches ich trotz kleiner Schwächen sehr gern gelesen habe und auch jedem empfehlen kann, vor allem natürlich der Zielgruppe 11+ und auch jenen, die Fantasy mögen.