Kein neuer Plot, aber eine neue Erzählstimme, die Lust auf mehr macht

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waschbaerprinzessin Avatar

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Eigentlich ist der Plot ein ziemliches Klischee: Das Leben eines Menschen gerät ins Wanken (sei es durch Krankheit, Trennung, Jobverlust etc.), jemand aus der Verwandtschaft benötigt Hilfe, Rückkehr in die Heimat, Auseinandersetzung mit Kindheitstraumata und Familiengeheimnissen. Schon hundertmal gelesen.
Was dieser Version des Plots so besonders macht und mich - neben dem gelungenen Cover und dem ansprechenden Titel - dazu bringt, dieses Buch dennoch lesen zu wollen, ist die zutiefst zynische Erzählstimme und ihr schwarzer Humor. Arielle nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund, schildert die Welt so, wie sie sie sieht, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer. Ihre Aussagen sind teilweise grenzwertig, aber man merkt, dass darin die Wahrheit einer Person steckt, die in einem Stadtviertel düsterer Zukunftsaussichten aufgewachsen ist, und deren Vergangenheit noch tief in ihr verankert ist, obwohl sie all dem scheinbar erfolgreich entkommen ist. Hinzu kommen die nahezu thrillerartigen Elemente: verschwundene Mädchen, verschwundene Mutter. Ich will wissen, was passiert ist. Habe aber auch ein bisschen Angst, dass Arielle zur Hobbydetektivin wird und sich das Buch zu einem schlechten Krimi entwickelt. In der Hoffnung, dass dies nicht der Fall ist, würde ich das Buch sehr gerne lesen.