Autobiografischer Rückblick

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hohleborn8 Avatar

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Selten hat das Cover eines Buches so gut zum Inhalt gepasst wie in diesem Fall. Der Roman des bekannten Schauspielers Michael Brandner mit autobiografischen Zügen zeichnet vor allem in der Kindheit des Titelhelden Paul genau jenes Bild des glücklichen, dreckverschmierten Jungen. Paul muss als Kind im Nachkriegsdeutschland viel mit machen. Nach einer unglücklichen Zeit im Kinderheim, lebte er in einer Pflegefamilie und war hier bei Onkel und Tante sehr glücklich. Schließlich wurde er von seiner Mutter aus dieser glücklichen Familie im ländlichen Bayern wieder herausgerissen und in den Ruhrpott gebracht. Besonders die Nähe zu seinem Stiefvater ist sehr berührend, währenddessen die Mutter schon äußerst speziell dargestellt wird. Der heranwachsende Paul hat mir vor allem wegen seiner Mutter sehr oft leid getan, um so beeindruckender mit welchem Optimismus er sein Leben meisterte. Stellenweise ist dieses Buch auch eine Ode an den Ruhrpott und seine Menschen in den 50er und 60er Jahren. Wie bestimmt auch in anderen Gegenden Deutschlands war diese Zeit geprägt von Armut und dem Zusammenhalt der Menschen, wie es ihn so heute nicht mehr gibt. Paul, ein Junge aus einfachsten Verhältnissen, probiert viel aus und geht seinen Weg. Dieser positive Grundton beherrscht den Roman. Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig und gut zu lesen. Ich habe v.a. im ersten Teil der Geschichte mich beim Lesen oftmals köstlich amüsiert, obwohl es wie gesagt nicht unbedingt ein einfaches Leben war, welches Paul meistern musste. Vor allem die Tatsache, dass es das Leben oftmals nicht gut mit Paul meint, lehren ihn mit allem was das Leben bietet gut auszukommen und für sich das Gute daraus zu ziehen. Beeindruckend!

Das Buch umfasst insgesamt den Zeitraum von 1951 bis 1997. Den Zwischenteil - so zwischen 1967 und 1991 - fand ich nicht so gut. Es war eigentlich eine Aneinanderreihung von Sex, drugs and Rock´n Roll... unzählige Frauengeschichten, unzählige Tätigkeiten und unzählige Wohnungen, in denen Paul lebte. Freunde kamen und gingen, eine gescheiterte Ehe und immer noch keinen Plan, was genau er eigentlich beruflich machen wollte. Ich weiß nicht, ob ich das SO genau wissen wollte. Schöner wurde es wieder gegen Ende des Buches , als Paul seine 2. Ehefrau kenne und lieben lernte.

Es ist für die Generation, welche damals schon gelebt hat, ein Stück weit Erinnerungen an eine friedvolle Kindheit und wilde Jugend und für die jüngeren Leser ein gutes Beispiel zur deutschen Geschichte im Nachkriegsdeutschland.