Manche Leute geraten eben zur falschen Zeit an den falschen Ort

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besueandamy Avatar

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Evie Gordon aber schafft das Kunststück, zur wirklich denkbar allerfalschesten Zeit am allerfalschesten Ort zu sein – mit einem Blutfleck im Gesicht, einem toten Teenager unter sich und einer stummen Überlebenden auf dem Beifahrersitz.
Killer Potential liest sich wie der fiebrige Albtraum eines True-Crime-Podcasts auf Speed: intelligent, sarkastisch, böse, voller doppelter Böden und moralischer Tretminen. Erzählt aus der Perspektive einer selbstironischen, sichtlich überforderten, aber erschreckend klarsichtigen Antiheldin, die eigentlich nur SAT-Nachhilfe geben wollte – und dann stolpert sie buchstäblich über die Leichen eines Milliardärs-Ehepaars.

Und als wäre das nicht schon genug für eine Karriere als „Internet’s Favorite Monster“, hängt da noch diese düstere Frau im Raum unter der Treppe, die aussieht wie ein verlorener Punkgeist aus den 90ern – und nichts sagt. Gar nichts. Aber sie stinkt. Und Evie hilft ihr trotzdem. Irgendwie. Vielleicht.

Hannah Deitchs Debüt ist kein Whodunit – es ist ein What now? mit literarischem Zündstoff. Zwischendurch klatscht einem Borges mit seinem Labyrinth eine rein, SAT-Grammatik wird zum Waffenarsenal, und das moralische Dilemma hat mehr Ebenen als ein Escape Room in der Hölle.

Für Fans von Gone Girl, Donna Tartt, düsteren Labyrinthen und dem Gefühl: Verdammt, was würde ich in dieser Situation tun?