Die Chance ihres Lebens

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pharo72 Avatar

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Den Schwestern Marlene und Emma Lindow wird die Chance ihres Lebens geboten. Durch einen einflussreichen Gönner ist es ihnen möglich, an der 1911 neu eröffneten Kinderklinik Weißensee eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester aufzunehmen. Während Marlene eifrig lernt und sich der Kinderheilkunde so verschreibt, dass sie sogar Kinderärztin werden möchte, widmet sich die schüchterne Emma aus ganzem Herzen ihren jungen Patienten. Womit beide nicht gerechnet haben, ist die Liebe. Marlene entflammt für den adligen Assistenzarzt Maximilian von Weilert, ist jedoch seiner Familie nicht standesgemäß. Emma hingegen verliert ihr Herz an einen Luftikus. Die einst so innige Verbindung der Schwestern bröckelt, bis sie herausfinden, worauf es ihnen wirklich ankommt: das Wohl ihrer kleinen Schutzbefohlenen.

Meine Meinung:

Ich habe recht lange für das Buch gebraucht und es zwischendurch immer mal wieder unterbrochen, um etwas anderes zu lesen. Schlussendlich bin ich aber froh, den ersten Band dieser zur Kaiserzeit spielenden Medizin-Saga und damit das Schicksal der Waisenschwestern Marlene und Emma bis zum Ende verfolgt zu haben.

Aufbau und Inhalt des Romans unterscheidet sich nicht im Wesentlichen von den vielen anderen derzeit den Markt überschwemmenden Medizin-Reihen. Der Hauptfokus der Geschichte liegt natürlich auf den Schwestern und ihrer persönlichen Entwicklung, was zur Einführung sicher auch notwendig ist. Vielleicht ändert sich das in den Folgebänden etwas. Ich hätte mir dennoch gewünscht, ein wenig mehr Einblick in die damalige Zeit und auch in den aktuellen Stand der Medizin zu bekommen. Beides wird nur leicht angekratzt.

Dagegen scheinen die Beziehungskisten der beiden sehr im Vordergrund zu stehen und lassen selbst die beruflichen Ziele der Schwestern fast verblassen. Hier kommt es auch zu einigen sehr schwülstigen Szenen. Die Figuren wirken authentisch, aber alles in allem doch recht klischeehaft. Die armen Waisenmädchen, die sich mit Mut und Ausdauer durchs Leben nach oben kämpfen, die intrigante Mitschwester, der adlige Love Interest und die strenge, aber gerechte Oberschwester.

Wie im Nachwort zu lesen ist, gab es die Kinderklinik Weißensee als erste kommunale Kinderklinik Preußens tatsächlich und sie wurde weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Einige Figuren beruhen auf realen Personen und vieles könnte sich tatsächlich so abgespielt haben. Die Autorin hat hier intensiv recherchiert. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und wer sich für das Schicksal zweier junger Frauen zur Kaiserzeit, die ihren Weg im Bereich der Kindermedizin gehen, interessiert, wird sicher Gefallen an dem Roman finden. Ich bin auf jeden Fall geneigt, auch den Weg Marlenes zur Kinderärztin weiterzuverfolgen.