Emma und Marlene

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bavaria123 Avatar

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Hier war es einmal mehr das Cover, dass meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Das sieht etwas historisch, etwas emotional und etwas besonders aus. Ja, und dann der Titel und die Beschreibung.
Ich habe zwei Töchter, eine von ihnen musste nach der Geburt für einige Zeit in ein Krankenhaus und dort mehrmals operiert werden. Die andere lebt in Berlin. Und ich habe einen medizinischen Beruf. Ja, da musste ich das Buch einfach lesen.

Die beiden Protagonistinnen Emma und Marlene Lindow waren mir sehr schnell sympathisch. Jede auf ihre Art. Emma ist sehr einfühlend und ruhig, Marlene ist positiv neugierig und forsch.

Die Autorin beschreibt die Geschichte der Kinderklinik Weißensee während der Kaiserzeit. Sie hat hervorragend recherchiert und mir gefallen zum einen die historischen Einflechtungen beispielsweise mit Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste Viktoria. Zum anderen aber auch die Entwicklung der Medizin, hier im Besonderen die der Pädiatrie. Da werden nicht nur die rein klinischen Entwicklungen, wie Röntgenmöglichkeiten, Magenspiegelungen oder Lokalanästhesie, geschildert, sondern auch die Fortschritte auf der pflegerischen Seite.

Diese Stränge verknüpft Antonia Blum gekonnt mit dem fiktiven Leben der beiden Waisenmädchen. Und hier werden dann auch solche Faktoren wie Standesdünkel, Mobbing oder Persönlichkeitsentwicklung eingeflochten.

Gut, manchmal werden Emma und Marlene ein wenig zu gut und vor allem eine andere Person zu negativ beschrieben, wobei diese Reibung aber auch zu einer Spannung führt. Zudem fließt auch ein kleine kleine Portion Kitsch ein. Aber mal ehrlich, gerade in dieser Zeit hat mich das eher nicht gestört, sondern einen Anflug von Wärme ins Herz gebracht. Ab und an muss man sich auch mal ein Stückchen Schokolade gönnen. Die wunderbar lebendig beschriebenen Charaktere machen das Lesen unterhaltsam.

Ich kann diesen ersten Teil der Geschichte um die Kinderklinik Weißensee von Herzen empfehlen. Die Entwicklung der Figuren, deren Beziehungen, der Fortschritt an der Klinik und der politische Rahmen bringen Spannung. Die diversen Persönlichkeiten sind nachvollziehbar und man kann mit einigen von ihnen mitfühlen. Und durch den Cliffhänger zum Ende hin ist man auf das nächste Buch der Reihe schon arg neugierig.