Geburtsstunde einer Kinderklinik

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gerwine ogbuagu Avatar

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Eingebettet in historisch belegte Ereignisse und gesellschaftliche Zustände im damaligen Preußen lesen wir über das spannende Schicksal der angehenden Kinderkrankenschwestern Marlene und Emma Lindow. Der Roman beginnt mit der traurigen Szene eines Todes. Marlenes und Emmas Mutter stirbt an ihrem sechsten Geburtstag nachts im Bett.
Wir springen vom Jahr 1898 gleich ins Jahr 1911 und treffen Emma und Marlene im Waisenhaus an. Es ist ein glücklicher Tag: sie dürfen das Waisenhaus verlassen. Beide werden eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester beginnen.
Als Waisen haben sie großes Glück, dass sie das Abitur machen konnten und nun die Schwesternausbildung in der Kinderklinik Weißensee bei Berlin beginnen. Kaiser Wilhelm regiert Preußen zusammen mit seiner Frau, der Kaiserin Auguste Viktoria, die auch eine Rolle in dieser Geschichte bekommt.
Es öffnet sich ein Tor in die Vergangenheit, wie die Autorin Antonia Blum es nennt!
Mit dem Fest zur Eröffnung der Klinik beginnt Marlene und Emmas Weg als Elevin. Schon an diesem ersten Tag erleben sie eine Sonderbehandlung der strengen Oberschwester. Wir erhalten Einblick in gesellschaftliche Gepflogenheiten, strenge Trennung der Stände, die mit Hochmut der Adelsschicht einhergeht. Marlene und Emma sind wie stigmatisiert mit ihrer Herkunft aus dem Waisenhaus, die sie nicht verbergen können. Zu dieser Zeit hatten sogenannte „höhere Töchter“ die Möglichkeit, eine Schwesternausbildung zu beginnen. Die beiden sind Außenseiter. Sie ertragen böse Intrigen und Verleumdungen. Marlene und Emma aber sind beide ausgezeichnete Schülerinnen und setzen sich am Ende durch.
Es ist ein langer Weg durch die zwei Jahre der Ausbildung. Jede(r) an Medizin, insbesondere Pädiatrie, interessierte Leser wird dieses Buch sehr gern lesen. Es ist spannend und gibt tiefen Einblick in das Leben von Ärzten, Krankenschwestern, Vorgesetzten und Patienten in der damaligen Zeit. Auch das Fachgebiet Medizin wird beleuchtet. Ein Literaturverzeichnis im Anhang wird Interessierten helfen, weiter zu lesen.
Auch die Liebe kommt nicht zu kurz in diesem unterhaltsamen Buch. Dramatik bleibt nicht aus.
Der Schreibstil passt sehr gut, er ist flüssig und im Stil angepasst an die beschriebene Epoche. Die Autorin treibt die Handlung voran, es ist ein Buch, das eine Fülle von Informationen und stimmungsvollen Beschreibungen der Zeit vor über hundert Jahren enthält. Im nächsten Jahr soll eine Fortsetzung folgen.