Traumberufe

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Berlin im Jahre 1911. Endlich ist es soweit. Für die 19-jährige Marlene und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Emma erfüllt sich ein langgehegter Traum: Sie dürfen als Lernschwestern in der Kinderklinik Weißensee anfangen. Dabei war der Weg bis dahin alles andere als rosig. Zwar war ihre Kindheit wunderschön mit einer Mutter, die sie liebevoll umsorgt hatte, doch an Marlenes sechstem Geburtstag war mit dem plötzlichen Tod der Mutter die glückliche Zeit jäh zu Ende. Die Mädchen kamen in ein Kinderheim, wo sie so lange lebten, bis sie endlich ihre Ausbildung im ersten Kinderkrankenhaus Berlins beginnen durften.
Aufopferungsvoll kümmerten sich beide um die kleinen Patienten. Emma merkte schon bald, dass sich mit dieser Aufgabe ihr Lebenstraum erfüllen würde, und sie ging in ihrer Arbeit auf. Auch Marlene liebte es, für die Kinder da zu sein. Doch sie wollte nicht nur für die Pflege zuständig sein, sondern auch wissen, welche medizinischen Maßnahmen zur Heilung notwendig sind. Darum wurde der Wunsch nach einem Medizinstudium in ihr immer mächtiger.
Mit „Kinderklinik Weißensee“ gibt Antonia Blum ihr Debüt als Autorin. Dabei bildet das Buch mit dem Untertitel „Zeit der Wunder“ den Auftakt zu einer Buchreihe, die im Ullstein Verlag erscheint.
Mir gefällt der Schreibstil, der klar und einfach zu lesen ist und mich nur so durch die Seiten hat fliegen lassen. Sehr anschauliche, abwechslungsreiche Geschichten lassen Bilder entstehen, die mich mitnehmen an die Orte des Geschehens in eine Zeit, in der die Herkunft eines Menschen noch von besonderer Bedeutung war. Marlene und Emma als ehemalige Heimkinder galten als minderwertig, während es den Töchtern „aus gutem Hause“ mit gutbetuchten Eltern alles etwas einfacher gemacht wurde. Antonia Blum ist es unglaublich gut gelungen, diese Unterschiede deutlich zu machen. Mit ihrer Schreibweise hat sie mich und meinen Sinn für Gerechtigkeit derart gepackt, dass in meiner Gefühlswelt richtig gut was los war. Manchmal fühlte es sich an wie eine Achterbahnfahrt.
Die Geschichten um die kranken Kinder sind berührend, die der Eltern und ihrer Handlungsweise manchmal unglaublich und erschreckend. In Liebesdingen gibt es so manche herzerwärmende Szene, aber auch Enttäuschungen.
Mir hat das Buch, das leicht erzählt wird, aber auch Tiefgang hat, unterhaltsame Lesestunden geschenkt. Ich empfehle es sehr gern weiter und freue mich auf den Folgeband.