Unglaublich packende Geschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
leseratte61 Avatar

Von

Klappentext:
Berlin 1911: Die Schwestern Marlene und Emma Lindow können ihr Glück kaum fassen: Sie dürfen als Lernschwestern in der Kinderklinik Weißensee anfangen. Die forsche Marlene lernt schnell, die schüchterne Emma fühlt sich hingegen bald von ihrer Schwester zurückgesetzt. Denn Marlene hat sich gleich doppelt verliebt: in den vornehmen Assistenzarzt Doktor Maximilian von Weilert und in das noch junge Fachgebiet Kinderheilkunde. Sie ist fest entschlossen, selbst Kinderärztin zu werden. Doch der Weg nach oben ist steinig, der in Maximilians Familie erst recht. Emma geht in ihrer Rolle als Kinderkrankenschwester auf und entfernt sich immer mehr von ihr. Erst als das Leben des kleinen Fritz Schmittke am seidenen Faden hängt, erkennen Emma und Marlene, dass sie zusammenstehen müssen, um ihre wichtigste Aufgabe zu erfüllen: den Kindern zu helfen.

Fazit:

Dies war mein erstes Buch der Autorin und ich war gespannt, was mich erwartet. Hat sie gut recherchiert? Kann mich die Handlung packen? Was passiert mit den Schwestern, da der Klappentext schon verrät, dass es nicht einfach wird? Ob die Schwestern jeweils ihren Weg gehen werden? Ich wollte natürlich wissen, ob meine Fragen beantwortet werden und begann voller Spannung zu lesen.

Schon der Einstieg zerriss mir fast das Herz, da ich den Tod der Mutter von Marlene und Emma miterleben musste. Den Kindern bleibt nur die Flucht, da sie nicht im Waisenhaus landen wollen. Leider hat das Schicksal etwas anderes mit ihnen vor und sie werden aufgegriffen. Nach vielen Jahren im Waisenhaus eröffnet sich nun die Chance, im ersten Kinderkrankenhaus ihre Ausbildung absolvieren. Für die damalige Zeit für Waisenkinder undenkbar, da sie doch eher als Dienstmädchen oder Handwerker vermittelt wurden. Schon jetzt lässt sich erahnen, dass es ein Geheimnis um die Schwestern gibt. Doch halt, ich will nicht zu viel verraten.

Als die Schwestern in der Klinik angekommen sind, zeigen sich schon die ersten Ausgrenzungen, da diese Ausbildung den Töchtern höherer Familien vorbehalten ist. Die Schwestern müssen zusammenhalten und sich gegenseitig stützen, um zu bestehen. Dies ist sehr schwer, da gerade Marlene mit ihrem Wissenshunger und ihrer forschen Art, öfter die Grenzen überschreitet. Dies sorgt für Neider und auch die Strafen lassen nicht lange auf sich warten. Ob die Ziele dennoch zu erreichen sind? Das müsst ihr leider selbst lesen.

Bei beiden Schwestern lässt auch die Liebe nicht lange auf sich warten. Während Emma durch das Werben eines jungen Mannes aufblüht, verfällt Marlene in Selbstzweifel, da sie dem Stand ihres Schwarmes nicht angemessen erscheint. Durch gewisse Unstimmigkeiten entfernen sich die Schwestern immer mehr voneinander und leiden unsägliche Qualen. Was vorgefallen ist und ob sich die Schwestern wieder einigen können, auch das müsst ihr leider selbst lesen.

Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und mit den Schwestern gelitten und gefiebert. Besonders die Behandlungsmethoden der damaligen Zeit sorgten bei mir öfter mal für Kopfschütteln und ich war froh, dass die Medizin inzwischen so große Fortschritte gemacht hat. Vorreiter waren mit Sicherheit solche Ärzte und Schwestern, wie die der Kinderklinik Weißensee, die endlich dafür sorgten, dass Kinder wie Kinder behandelt werden. Auch die Erziehung der Kinder sorgte bei mir für so manche Kummerfalte, da ich sie teilweise den Kindern gegenüber nicht angemessen fand. Gut, dass sich auch dies inzwischen geändert hat, auch wenn es leider oft genug in das Gegenteil umschlägt und die Kinder zu sehr verherrlicht werden. Der goldene Mittelweg scheint angemessener.

Die Handlung an sich konnte mich schnell packen und es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Auch der flüssige Schreibstil half dabei, dass die Seiten regelrecht davonflogen. Im Anhang wird von der Autorin noch die Geschichte der Klinik erläutert und dadurch konnte ich mir die Pionierarbeit der Ärzte und Schwestern noch besser vorstellen. Hut ab, dass es solche Menschen gab, die trotz vieler Hürden und Hindernisse ihren Weg verfolgten.

Die Mischung des Buches war einfach genial und ich konnte jede Seite genießen. Es gab viele Charaktere, die mir sehr schnell sympathisch waren und es kamen im Laufe der Handlung immer mehr dazu. Natürlich sind auch die Gegenspieler reichlich vertreten, sonst wäre es ja auch langweilig. So konnte ich von Anfang an mitfühlen und mitleiden und mich an den glücklichen Momenten erfreuen.

Die Entwicklung der Schwestern konnte mich begeistern, da sie immer deutlicher ihre Ziele vor Augen hatten und diese auch mit aller Macht erreichen wollten. Trotz vieler Aufs und Abs profitieren beide Schwestern von diesem harten und anstrengenden Jahr und werden deutlich erwachsener und selbstbewusster. Ich freue mich jetzt auf Band 2, den ich kaum abwarten kann.

Ich bin sehr glücklich, mich für dieses Buch entschieden zu haben, da ich unglaublich schöne Lesestunden hatte und ganz nebenbei noch etwas lernen konnte. Von mir eine überzeugte Leseempfehlung an alle Menschen, die historische Romane lieben.