Unterhaltsam, mehr aber auch nicht

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sleepwalker1303 Avatar

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Da historische Krankenhausserien spätestens seit „Charité“ „in“ sind, reiht sich „Kinderklinik Weißensee“ von Antonia Blum nahtlos in die Serie ein. Auch ihre mehrteilige Reihe, von der „Zeit der Wunder“ der erste Teil ist, dreht sich um Schwesternschülerinnen in einer Kinderklinik um 1911. Gut, es ist die erste und modernste Kinderklinik Europas zu der Zeit. Und es ist eine Zeit, in der die Medizin große Fortschritte verzeichnen konnte. Aber dennoch bleibt die Autorin beim bewährten Schema: zwei eltern- und mittellose junge Schwestern beginnen eine Ausbildung zur Krankenschwester, treffen auf Standesdünkel, werden gemobbt, beweisen sich und es gibt eine (oder mehrere) Liebesgeschichten und Schicksalsschläge. Dazwischen ein bisschen Medizin und Medizingeschichte – fertig.
In diesem Buch sind es die Schwestern Marlene und Emma Lindow, die nach ihrer Entlassung aus dem Waisenhaus in der Kinderklinik Weißensee ihre Ausbildung beginnen. Die Schwestern sind sehr unterschiedlich, wo die eine in der Pflege der kleinen Patient:innen ihre Erfüllung findet, hat die andere den Ehrgeiz, selbst Kinderärztin werden zu wollen.
Alles in allem fand ich das Buch nett zu lesen, das war es dann aber auch schon. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht beider Schwestern, was den Roman lebendig und anschaulich macht. Die Sprache ist mehr oder weniger authentisch und das, was die Autorin über Medizin und Gesellschaft der damaligen Zeit meistens, wenn auch nicht immer, sauber dargestellt und ordentlich recherchiert. Leider kommt für mich die Medizin zugunsten des Privatlebens der Protagonisten viel zu kurz, da bleibt es bei wenigen Exkursen, die zwischen den vielen privaten Ereignissen rund um die Charaktere eher verloren wirken.
Insgesamt fand ich das Buch zu kitschig und klischeehaft, da hatte ich mir mehr Tiefe erhofft. Aber die Autorin bleibt beim bewährten Strickmuster, da gibt es noch nicht einmal bei den zahlreichen Schicksalsschlägen Überraschungen. Es ist nicht langweilig, nicht spannend, nicht gut und nicht wirklich schlecht. Es ist für mich ein reiner Unterhaltungsroman für Zeiten großer Langeweile, in denen nichts Besseres greifbar ist. Da hatte ich mehr erwartet, denn die Idee hinter dem Buch ist gut und das große vorhandene Potential wird von der Autorin nicht annähernd ausgeschöpft. Von mir daher 2 Sterne.