So geht überzeugende Fantasy trotz typischer Fantasy Bausteine – super!

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melail Avatar

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„Kingdoms of Smoke“ wird abwechselnd aus der Sicht von vier verschiedenen Protagonisten erzählt.
Dazu gehören: die brigantische Königstochter Catherine, ihr Leibgardist Ambrose, der Diener March und der Dieb Edyon.
Wie das leider so oft der Fall ist, sind gerade zu Beginn bei weitem nicht alle Perspektiven gleichermaßen spannend und interessant. Doch spätestens ab Mitte des Buches, wenn sich so langsam zeigt, wie diese vier Schicksale miteinander verflochten sind, verfolgt man alle vier Personen und ihre Erlebnisse sehr gebannt.

Allerdings muss man auch zugeben, wird hier keine neue Geschichte erzählt.
Eine Königstochter, die als Schachfigur und gegen ihren Willen verheiratet wird, die aber eigentlich ihren eigenen Leibwächter liebt. Ein Bastard, der der letzte lebende Sohn des Königs und damit Thronfolger ist. Zwei rivalisierende Königreiche, die durch eine Ehe einen fragilen Frieden aufrechterhalten wollen und etwas überaus dunkles und gefährliches, das sich als Geheimwaffe entpuppen könnte.
All das kennt man so oder so ähnlich schon. Dennoch liest man – oder ich – es immer wieder sehr gerne, wenn es denn gekonnt und überzeugend geschrieben ist und seine speziellen Eigenheiten besitzt – was hier der Fall ist.
Ein Beispiel wäre Catherines zukünftiger Ehemann - wahrscheinlich mein absoluter Lieblingscharakter im ganzen Buch -, der entgegen der eigentlichen Erwartung überhaupt kein grausamer und gemeiner Prinz ist. Er ist ein eher freundlicher, zugegeben, etwas eigener, aber intelligenter junger Mann, dessen freches Mundwerk die Leute mehr in ihre Schranken weisen kann, als Gewalt es jemals könnte. Und mir beim Lesen immer und immer wieder ein Grinsen ins Gesicht gezaubert hat.

„Kingdoms of Smoke“ ist allerdings auch ein Buch, das sich nicht scheut, dem Leser in Windeseile zu nehmen, was es ihm im Verlaufe der Geschichte hat lieb und teuer werden lassen.
Auch wenn der Beginn schleichend langsam vonstatten geht und – zugegeben – stellenweise etwas langatmig ist, lässt einen das fulminante Finale mit bittersüßer Begeisterung zurück. Durchhalten lohnt sich also auf jeden Fall.

Fazit
Eine Geschichte, die sich aufbaut wie eine Welle: zu Beginn klein und unscheinbar, bricht sie am Ende mit rasanter Geschwindigkeit und geradezu vernichtender Gewalt über den ahnungslosen Leser herein.
Wer hier ein unschuldiges, rosarotes YA Liebesdrama sucht, sucht vergebens. Kingdoms of Smoke ist eine unglaublich spannende Geschichte, in der niederträchtige Intrigen gesponnen und noch blutigere Schlachten geschlagen werden. Eine absolute Leseempfehlung von mir und trotz der Schwächen klare 5 Sterne.