Überraschend politische Jugendfantasy

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
barbarasbuecherbox Avatar

Von

Meine Erwartung an Kingdoms of Smoke war – zugegeben – sehr gering. Zu stark sitzt noch die Enttäuschung von Büchern wie Das Juwel (extremes Augenrollen) oder Angelfall (beinahes Augenausreißen). Und auch, wenn Kingdoms of Smoke nicht in der Jugendliteratur geführt ist, gehört es dort auf jeden Fall noch hin, denn keiner unserer Protagonisten ist über zwanzig.
Prinzessin Catherine soll, um die politische Beziehung zwischen Brigant und Pitoria zu stärken, mit dem pitorianischen Prinzen Zane verheiratet werden. Ihr Wille spielt keine Rolle, doch geboren und aufgewachsen in Brigant weiß sie, dass Frauen hier keinerlei Stimmrecht besitzen. Dass sie ihren Leibwächter Ambrose liebt, versteckt sie – zumindest denkt sie das, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihr Bruder und Kronprinz von Brigant Boris Ambrose in ein Gefecht verwickelt und dieser von da an vogelfrei ist. Während Catherine sich auf den Weg in ihre Zukunft macht, beschließt der Diener March – einer der letzten Überlebenden eines im vergangen Krieg abgeschlachteten nordischen Stammes und nun Mundschenk des calidorianischen Königs –, den unehelichen Sohn eben jenes Königs zu verschleppen, der, naiv wie er ist, von seinem Schicksal nichts ahnt.
Noch weiter im Norden macht Tash gemeinsame Sache mit einem gefährlichen Mann: sie töten Dämonen, sammeln deren Rauch und verkaufen dieses Suchtmittel auf dem Schwarzmarkt.
Weit verstreut über die Welt werden sie in die politischen Ränge großer Männer verwickelt – und hören auf sich ihrem vorgegebenen Schicksal zu ergeben.
Nein, viel Neues bietet Kingdoms of Smoke nicht: Eine starke Prinzessin, die aus ihrem unterdrückten Dasein ausbricht, ein naiver königlicher Bastard, der heroische (und natürlich umwerfend gutaussehende) Leibgardist … das sind allseits bekannte Zutaten in Fantasy-Romanen. Doch entgegen der meisten Werke dieses Jugendbuchgenres, ist es keine Questenfantasy, kein „Auserwählter“, der besser/cleverer/schöner ist als alle anderen und in dessen Händen das Schicksal der kompletten Welt liegt, nein: fünf Individuen, die alle einzeln das Geschehen beeinflussen – mit Dingen die sie tun oder eben unterlassen – lenken diese Welt. Und genau das hat mir gut gefallen.
Das Wordbuilding gelingt Sally Green sehr gut. Sie orientiert sich am klassischen europäischen Mittelalter, lockert dies jedoch durch einige Besonderheiten in der Gesellschaft auf (Pitoria gefällt mir da mit Abstand am besten und da verbringen wir auch die meiste Zeit), ohne jedoch annähernd an die Komplexität eines Lied von Eis und Feuers oder auch Malazan Book of the Fallens heranzukommen.
Dadurch jedoch werden sowohl Geschichte als auch Welt viel leichter zugänglich und, so denke ich, auch Lesern klassischer Jugendfantasy gefallen, da die Grundpfeiler, die Leser dieses Genres mögen, enthalten sind – erweitert um ein bisschen Politik und Intrige.