Gegen das Surfbrett vor dem Kopf

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wolfgangb Avatar

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Auch in seinem neuen Roman bleibt der amerikanische Autor Don Winslow seinem eigenwilligen Erzählstil treu. Hämisch grinsend schüttelt er den Leser, der auf den vertrauten Dictus des Präteritums setzt, aus seiner gemütlichen Hängematte und stößt ihn mit einem scharfkantigen Präsens auf die ungemütliche Wirklichkeit der kalifornischen Surfer- und Hippieszene. Wo deren Protagonisten in süß-saurem Hedonismus keinen Gedanken an den nächsten Tag verschwenden, kann jener zu Macht gelangen, der die bescheidenen Wünsche ihrer Mägen erfüllen kann. Wo Gelegenheitsjobs die Regel sind, wird für ein Zubrot geschmuggelt und gedealt, und wenn jemand von der Polizei erwischt wird, sind es selten die Hintermänner, die am Schluß am Galgen baumeln.

Don Winslow benutzt gekonnt eine flapsige, von Kraftausdrücken und Markennamen durchsetzte Sprache, um die kalifornische Lässigkeit zu bändigen. Wie bereits im zueltzt in der deutschen Übersetzung erschienenen "Die Sprache des Feuers" wirft er die Erfahrung seines ereignisreichen Lebens in die Waagschale, um den feinen kalifornischen Sand zwischen die Zeilen zu pressen und von verbaler Konventionslosigkeit zur Sehnsucht nach einem besseren Dasein gerinnen zu lassen ...

Der Stil mag sperrig sein. Das Leben ist es auch.
Der Stil mag gewöhnungsbedürftig sein. Wer Don Winslow kennt, wird sich schmunzelnd orientieren können.