Atemberaubend!

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takabayashi Avatar

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Laguna Beach, Kalifornien, im Jahre 2005 - 3 junge Leute sind im Drogengeschäft im Grenzgebiet zu Mexiko tätig: Chon, Ben und O(phelia), seit Kindertagen befreundet, züchten und vertreiben erstklassiges Marihuana.

Rückblick: Laguna Beach im Jahre 1967 - andere junge Leute, sowohl aus der Hippie- als auch aus der Surfer-Szene sind im Drogengeschäft tätig: zuerst noch im kleineren Stil mit Marihuana, dann aber ganz groß mit Koks und allem anderen, was es sonst noch so gibt.

Alle sind obercool, nicht nur die heutigen jungen Dealer, sondern auch die Surfer und Hippies der Sechziger Jahre. Die Handlung spielt in ständigem Wechsel auf diesen beiden Zeitebenen.

Wie die Schicksale dieser beiden Menschengruppen zusammenhängen, erfahren wir ganz allmählich im Laufe der Geschichte, in der es um den fortlaufenden Drogenkrieg zwischen amerikanischen und mexikanischen Dealern und den jeweiligen Organisationen der beiden Länder zur Bekämpfung der Drogenkriminalität geht, um extreme Korruption bei Polizei und DEA (Drug Enforcement Administration), um gnadenlose Brutalität, um Gier und Macht. Und um die Schicksale und Charaktere einiger Protagonisten dieser Geschichte.

Diese Art von "hard-boiled" Thriller ist eigentlich überhaupt nicht meine Welt, aber hier hat mich der ungewöhnliche, teils abgehackte, telegrammstilartige Schreibstil des Autors total fasziniert und in seinen Bann gezogen. Toll, irgendwie genauso atemlos wie Kerouacs On the Road. Winslow ist ein brillanter Beobachter, der es schafft, die Atmosphäre mit wenigen Worten trefflich zu skizzieren. Das Tempo ist rasant, was enorm zum ständig zunehmenden Sog des Romans beiträgt.

Aprospos hard-boiled Thriller: hard-boiled schon, aber nicht wirklich ein richtiger Thriller mit einem Krimi-Plot, es geht eher um die Figuren und ihre Beziehungen zueinander, ihre Lebensgeschichten, die Spannung liegt hauptsächlich darin, wie sich einem die Zusammenhänge allmählich erschließen.

Ein großes Lob auch für die deutsche Übersetzung, die mir sehr gelungen scheint - das dürfte keine einfache Aufgabe gewesen sein!

Dieses Buch, dessen Einband auch optisch sehr ungewöhnlich aufgemacht ist - schwarz mit weißer Schrift, sogar der Schnitt ist schwarz (wie bei manchen Bibeln) - habe ich in kürzester Zeit verschlungen und es hat mich umgehauen, hat mich wirklich begeistert, so dass ich mir schon überlege, jetzt auch SAVAGES (Deutsch: Zeit des Zorns), den gerade verfilmten Roman von Don Winslow zu lesen, dessen Prequel KINGS OF COOL bildet.

Unbedingte Leseempfehlung!